Aus zehn Redensarten hat Lars Ruppel humoristische Gedichte verfasst und sie jüngst in seinem Buch „Holger, die Waldfee“ veröffentlicht. Zweimal schon ist er zum Deutschen Meister des Poetry-Slams gekürt worden, des Wettstreits frei rezitierender Dichter auf der Bühne. Er arbeitet als freier Künstler im Bereich Slam Poetry, leitet Workshops, moderiert und hat auch ein eigenes Abendprogramm. Seit 2009 leitet er das Alzheimer-Poesie-Projekt Weckworte, das Betroffenen hilft, mit Poesie Erinnerungen wachzurufen und zudem ein Fortbildungskonzept für Pflegekräfte umfasst.
Am Mittwoch, den 26. Mai ist es dann so weit: Lars Ruppel besucht das Gymnasium Leoninum und führt mit den Schülerinnen und Schülern des Jahrgangs 10 einen Poetry-Slam-Workshop durch.
Lars Ruppel eröffnet den Workshop mit dem Vortrag eines seiner neuesten Gedichte: „Die Kuh vom Eis“, in dem er Gesellschaftskritik übt; die „Kuh vom Eis“ zog früher als Spukgestalt mühsam durch die Kinderzimmer des Landes, um die Kinder zu erschrecken. Dann entdeckte sie, dass man als Redakteurin der Bild-Zeitung viel unaufwendiger großflächig Angst verbreiten kann:
„Sie schreibt im Zweihuf-Tippsystem Schlagzeilen, die jedem der sie las so Angst einjagte, dass er nicht daran zu zweifeln wagte: ‚Wird uns Deutschland weggenommen? Ganz Afrika will rüberkommen!‘ und ‚Horrorurlaub! Deutschenhass: Welle macht zwei Deutsche nass!‘ und ‚Alle Menschen müssen sterben! 100 Fakten rund ums Erben.‘ Diese und noch andre Werke steigerten die Absatzstärke und so erhielt die Kuh vom Eis sogar den Axel-Springer-Preis.“ Lars Ruppel, Auszug aus: Die Kuh vom Eis
Nach dem Vortrag dieses ersten Gedichts ist das Eis gebrochen. Lars Ruppel erzählt von seinen ersten Gedichten als 8-jähriger („Der Hase hoppelt schnell. Der Strauß rennt schneller. Der Falke fliegt am schnellsten.“) und seinen ersten Poetry-Slam-Auftritten als blutiger Anfänger. Schnell wird klar: Poesie ist eine Frage der Betrachtung.
Im zweiten Teil sollen dann die Schüler kreativ werden. Die Schüler probieren verschiedene Übungen zu Rhythmus und Taktgefühl sowie zur Vortragsweise aus, wobei zunächst vorrangig der Spaß im Mittelpunkt steht.
Weiter motiviert Lars Ruppel die Schüler durch kleine Schreibaufgaben, sich selbst an die Poesie zu wagen. Die Schüler beginnen beispielsweise mit einem Symonym-Battle, bei dem sie in möglichst kurzer Zeit Synonyme zu einem Wort finden müssen, auch selbst erdachte sind hier legitim. Als Preis für jeden kleinen vorgetragenen Text trägt Lars Ruppel selbst ein kurzes Gedicht von bekannten Künstlern vor; meist wählt er jedoch Texte von seinem Lieblingsdichter Heinz Erhardt, dessen Hang zu Wortspielen und verdrehten Redewendungen man eben auch bei Lars Ruppel wieder findet.
Am Ende der Doppelstunde verfassen die Schüler eigene Schmäh- oder Liebesgedichte zu einem Begriff, den ein Mitschüler im Vorfeld notiert hatte. Die Ergebnisse können sich sehen lassen und so wurde vielleicht dem einen oder anderen Schüler die sonst mitunter als sperrig empfundene Lyrik auf humorvolle und kreative Weise ein Stück näher gebracht.