Unterrichtsmaterial zum Thema „Hungersnot in Russland nach dem 1. Weltkrieg“

17. Oktober 2019 | Thomas Kock | Kategorien: Aktuelles, Erasmus +

Die Materialien wurden im Rahmen des Erasmus+-Projekts „Migration in Europa“ von Schülern des entsprechenden Seminarfachs erstellt.

Die Hungersnot 1920/21 in Russland

1. Arbeiten Sie die zentralen Aussagen aus M1 heraus.

2. Vergleichen Sie die damalige Situation in Russland (M1) mit der heutigen in Afrika (M2).

3. Recherchieren Sie über die Lebenslage in Afrika und über die in europäischen Ländern und verfassen Sie einen Bericht für die Schulhomepage, in dem Sie auf die Disparitäten zwischen den Ländern eingehen, um Ihre Mitschüler zu informieren.

M1: Die Situation der russischen Bevölkerung während der Hungersnot

Nach über sechs Jahren Krieg, Gewalt und den ideologischen Zielen der Bolschewiki, hatte die russische Bevölkerung nur noch sehr wenig Nahrung zur Verfügung und musste zwei Jahre lang Tag für Tag ums Überleben kämpfen.

Die Menschen in Russland, vor allem an Gebieten der Wolga, sehen aus wie lebendige Leichname. Überall sieht man halberfrorene und unterernährte Männer, Frauen aber auch sehr viele Kinder umher laufen, die auf der Suche nach nur einem kleinen Stück Brot sind. Es kommt immer wieder zu Aufständen und Streiks. Der Auslöser dieser Aufstände ist, dass die Regierung die Lebensmittelportionen immer weiter kürzt, weil sie denken die Lage so  in den Griff zu kriegen. Ihre Tiere können die Menschen schon lange nicht mehr ernähren. Die Pferde werden als stinkendes Fleisch in Suppen gekocht. Aber auch ihre geliebten Hunde und Katzen essen die Menschen vor lauter Hunger. Sie gehen sogar soweit, dass sie Vögel von den Straßen fangen oder die Tiere aus den Zoos essen. Ein „Luxusmittagessen“ besteht für sie aus einem Gang, der nur Kartoffeln enthält. Oft essen die Menschen auch Dinge wie Kuchen aus Stroh und Leinöl. Ausgehungerte Kinder müssen als Zugtiere vor den Lastkarren dienen, weil den Menschen keine Pferde mehr zur Verfügung stehen. Andere Kinder müssen auf die Straße betteln gehen. Viele der Frauen und Kinder gehen aber auf die Straße, um als Prostituierte zu arbeiten und so zum Beispiel einen Laib Brot verdienen. 42% der Prostituierten stammen aus adeligen oder bürgerlichen Familien. Fast niemand arbeitet in den Städten. Entweder haben sie keine Kraft mehr dafür oder sie beschäftigen sich zum Beispiel mit dem Tauschhandel, um an Lebensmittel zu kommen. Sie verkaufen ihre gesamten Habseligkeiten. „So bekam man beispielsweise in Kaluga für einen Meter Stoff ein Pfund Butter oder ein Kilogramm Erbsen; ein Pfund Seife entsprach einem Kilogramm Hirse und ein paar Schuhe einem Pfund Kartoffeln.“

Die sogenannten „Sackleute“ entführen bewaffnet sogar die letzten fahrenden Züge, um zum Beispiel Kleidung in die Dörfer zu bringen und diese dort mit den Bauern gegen Lebensmittel zu tauschen. 

Aus den Städten fliehen alle halbbäuerlichen Arbeiter zurück aufs Land. Diese bringen oft ein nützliches Handwerk mit, weswegen sie von den Bauern freundlich empfangen werden. Die Menschen, die allerdings keine Berufsausbildung mitbringen, müssen sich auf dem Land mit Gelegenheitsarbeiten ihr Geld verdienen. Einige müssen zum Beispiel nach der Roggenernte über die Felder laufen, um die liegengebliebenen Kornehren aufzusammeln.

M2: Aktuelle Situation am Horn von Afrika und Gründe für Hungersnot:

Die Lage am Horn von Afrika ist immer noch sehr angespannt. Über 22 Millionen Menschen sind weiterhin von extremem Hunger bedroht. Besonders dramatisch ist die Situation nach wie vor in Nigeria, Kenia, Somalia, Äthiopien, im Südsudan, im Tschad und auch in einigen Teilen Ugandas. Obwohl unsere Mitgliedsorganisationen die Menschen mit Lebensmitteln, Wasser und Saatgut unterstützen, bleiben die Ursachen für die Hungersnot bestehen und in manchen Gebieten spitzt sich die Situation sogar weiter zu.

Schuld daran ist unter anderem die laut den Vereinten Nationen schlimmste Dürre seit 60 Jahren. Niederschläge bleiben teilweise ganz aus oder weit hinter den erforderlichen Mengen zurück. In einigen Regionen hat es seit Jahren nicht geregnet. Komplette Ernten sind seit 2015 vertrocknet, andere reichen aufgrund der extremen Wasserknappheit nicht aus. Die Vorräte werden vielerorts immer weniger oder sind inzwischen ganz aufgebraucht. Auch die Nutztiere leiden stark unter der Dürre, sie finden kaum Nahrung und Wasser. Viele Familien mussten einen großen Teil ihres Viehs verenden sehen oder verkaufen. Sie haben damit ihre Nahrungsgrundlage verloren. Auch die Menschen, die vor ein paar Monaten noch genug zum Überleben hatten, sind gegen die anhaltende Dürre machtlos.

Eine weitere Ursache ist der Bürgerkrieg in Somalia und dem Südsudan, der für die Menschen in Gebieten mit bewaffneten Konflikten das Bestellen der Felder sehr erschwert oder ganz unmöglich macht. Viele sind in benachbarte Regionen oder Länder geflohen, doch da überall die Nahrungsmittel knapp werden, sind die Geflüchteten oft auf die Verteilung von Nahrungsmitteln angewiesen. Solange kein Frieden einkehrt, werden die Menschen weiter leiden.

In Nigeria, insbesondere im Norden des Landes, wurden über eine Million Menschen von terroristischen Gruppierungen vertrieben und flüchten innerhalb ihres Landes. Aufgrund der immer angespannteren wirtschaftlichen Lage sowie den Vertreibungen sind derzeit rund 4,5 Millionen BewohnerInnen Nigerias auf Ernährungshilfe angewiesen.

Quelle: https://www.gemeinsam-fuer-afrika.de/hungerkrise-in-afrika-aktuelle-entwicklungen/

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