Das Betriebspraktikum hat seit den 1990er Jahren einen festen Platz im Schulleben des Gym-nasium Leoninum Handrup. Die Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen eines jeweiligen Jahrgangs verlassen für zwei Wochen im Januar eines jeden Jahres die Klassenräume, um in unterschiedlichsten Firmen und Betrieben der Region rund um Handrup einen Einblick in die außerschulische Arbeitswelt zu erlangen.
Hier arbeiten sie bei Rechtsanwälten, Architekten, Banken, Versicherungen, Ärzten usw., um die Wahl ihres künftigen Berufes sicherer und gezielter angehen zu können. Sie müssen sich auf neue Menschen und Anforderungen einstellen, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Kreativität und Teamgeist unter Beweis stellen. Die Wahl eines anspruchsvollen Praktikumplatzes wird den Schülerinnen und Schülern freigestellt, so dass sie bereits bei der Suche nach einer Tätigkeit, die ihren Fähigkeiten, Neigungen und Berufszielen entspricht, und der Vorstellung der eigenen Person in den Personalabteilungen der Betriebe in die Verantwortung genommen werden.
Im Rahmen der Praktika können und sollen sich Schülerinnen und Schüler gesellschaftlich „einmischen“ (Leitbild, Punkt 4) und sich mit außerschulischen Strukturen wie z.B. einer betriebsinternen Mitarbeiterhierarchie auseinandersetzen. Auch während eines Praktikums erhält die „soziale Verantwortung“ einen angemessenen Stellenwert, indem die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass sie als Neulinge in bereits vorhandene personelle Strukturen geduldig eingebunden werden oder dass sich andere unentgeltlich für sie einsetzen, um sie zu integrieren und ihnen komplexe Sachverhalte und Arbeitsprozesse zu erklären. Gegenseitige Akzeptanz (vgl. Leitbild, Punkt 5) ist somit nicht nur für das Schulleben, sondern gerade innerhalb der Arbeitswelt der Erwachsenen eine gemeinsame Basis.
Besonders die Aufforderung „Zeig, was in Dir steckt“ (Leitbild, Punkt 7) bekommt durch das Betriebspraktikum eine andere, erweiterte Bedeutung, denn die Schülerinnen und Schüler müssen sich außerhalb ihres gewohnten Freundeskreises und ihrer eingefahrenen Strukturen auf Neues einlassen, gegebenenfalls Barrieren oder sogar Ablehnung überwinden und somit über sich hinauswachsen.
Das Betriebspraktikum kann auch bedeuten, neue oder bislang verborgene Talente für sich „zu entdecken und zu entfalten“ (Leitbild, Punkt 7). Der Blick über den manchmal zu engen oder verstellten schulischen „Tellerrand“ hinaus ist uns als freie Schule wichtig, um einerseits den Schülerinnen und Schülern den Wert von Bildung aus einer veränderten berufsorientier-ten Perspektive zu verdeutlichen und ihnen andererseits durch außerschulische Praxiserfah-rungen zu demonstrieren, welche Anforderungen die moderne Berufs- und Arbeitswelt den Schulabsolventen heute und zukünftig abverlangt.
Ein Optimierungsziel bedeutet für uns die noch stärkere Einbindung älterer Schülerinnen und Schüler (Jahrgänge 11-13) in die Vorbereitung der angehenden Praktikanten. Jene könnten z.B. innerhalb der Projektwoche über ihre positiven wie negativen Erfahrungen berichten und nützliche Tipps für die Planung und Durchführung des Praktikums geben.
Positiv und motivierend könnte sich auch eine verstärkte Präsenz von kompetenten Vertretern aus Wirtschaft, Verwaltung, Politik etc. innerhalb unserer Schule im Sinne einer engeren Vernetzung von theoretischem Schulwissen und Informationsvermittlung über konkrete praktische Erfordernisse innerhalb von Ausbildung, Studium und Beruf erweisen.