Es ist Freitag, der 12. Oktober 2012. Voll Anspannung gehen die Schülerinnen und Schüler der Schottlandfahrt noch morgendlich zum Unterricht, doch für sie ist schon eines ganz gewiss: Das ist kein normaler Schultag. Als es zum Schulschluss läutet, stürmen alle Klassen zum Bus, doch ein Bus gehört hier eigentlich nicht so recht hin – der Reisebus der Firma Höffmann, der heute die Teilnehmer der Schottlandfahrt, 23 Schülerinnen und Schüler mit ihren Begleitern Maria Lemmermöhle, Klaudia Pleus, Magdalena & Paul Wöste, nach Edinburgh bringen sollte. So beginnt sie also, die Studienfahrt in das Land der Karomuster und Dudelsäcke.
Schon während der Fahrt nach Calais, um von dort mit der Fähre auf die britische Insel überzusetzen, ist die Spannung zu spüren, die irgendwie alle ergriffen zu haben scheint. Alle wirken, als wollen sie endlich einmal die schottische Luft atmen, doch bis dahin sollte es noch ein weiter weg sein: 24 Stunden, so lange dauerte die Hinfahrt. Diese Zahl weist auf große Anstrengungen hin, aber so war es gar nicht, denn die Landschaft war atemberaubend schön und … sie wurde mit jedem Kilometer nördlich immer weitläufiger und idyllischer. Hinzu kam ein erster Abstecher zum Bamburgh Castle in dem kleinen gleichnamigen Ort, der nahe der Route auszumachen war. Ein atemberaubender englischer Vorposten, der schon seit fast 1.500 Jahren über diese Gegend wacht und den die Schotten von der anderen Seite der Grenze regelmäßig angriffen.
Nach weiteren zahllosen Eindrücken von Landschaft und Natur erreichten wir schließlich alle etwas müde, aber dennoch aufgeregt, Edinburgh. Schon von weit her war uns der Blick auf das prachtvolle Edinburgh Castle möglich, und jeder wusste, dass dies ein besonderer Anblick war, bekamen wir bei einem ersten Orientierungsspaziergang doch einen ersten Eindruck, der uns unter anderem in die Welt von Harry Potter hineinversetzte. Die Innenstadt wurde schnell Teil einer außergewöhnlichen Erinnerung: Sandstein und alte Architektur wohin das Auge reicht; die Parkanlagen am Fuße der Basaltfelsen des Castle; die verwinkelten Gassen der Altstadt mit all den kleinen Läden und Pubs – all das wird bereits am ersten Tag keinen unbeeindruckt gelassen haben. Erschöpft, doch voller einprägsamer Momente nahm dieser erste Tag sein Ende.
Aber der nächste Tag versprach schon bald neue Highlights der Tour aufzuzeigen, im wahrsten Sinne des Wortes – die Highlands von Schottland. Und eines begleitete und den ganzen Tag: Diese unberührte Natur, mit all den Lochs, den steilen Hügeln und seinen Bewohnern. Die Wasserfälle von Killin, der unglaubliche Aussichtspunkt Queen’s View oberhalb von Pitlochry, die wunderschönen Gärten von Blair Castle – all diese Momente von Eindrücken sind kaum mit Worten zu beschreiben, da sie für Sprache und Wort einfach viel zu schön sind und für uns auch zu emotional waren.
Auch eine Stadtführung durch Edinburgh am folgenden Tag gewährte tiefe Einblicke in die bewegte Geschichte der Hauptstadt Schottlands und zeigte noch einmal jedem, welch großartige Schriftsteller und Dichter der Wiege der Stadt entsprungen sind und wie viele brillante Geister der Geschichte hier ihre Werke bearbeiteten. Old Town, Edinburgh Castle, Royal Mile, Princes Street, Calton Hill, Palace of Holyroodhouse, The Scotch Whisky Experience, Scottish Parliament, National Galleries of Scotland, Grassmarket, Greyfriars Bobby Memorial, New Town, University of Edinburgh, World’s End – all diese Sehenswürdigkeiten liegen sehr nahe beianander und auch hier begeneten wir Harry Potter und verstanden auf einmal die Bilder in Mel Gibsons preisgekröntem Film “Braveheart”.
Der letzte Tag der Fahrt führte uns letztlich zum UNESCO Weltkulturerbe in New Larnak, wo es dem Besucher möglich ist, das Leben im Zeitalter der industriellen Revolution in Schottland in der seinerzeit größten Wollverarbeitungsanlage Europas nachzuvollziehen. Aber nicht nur die Geschichte ist hierbei interessant, nein ganz im Gegenteil: auch die außergewöhnliche Architektur und das für die damalige Zeit ausgetüffelte Kanalsystem zum Antrieb der gigantischen Wasserräder für die Produktion boten allen einen imposanten Anblick. Nicht zu vergessen dürfte hier allerdings ein kleiner Abstecher etwas anderer Art zu sein. Noch bevor wir nämlich New Larnak erreicht hatten, führte uns die Tour noch in eine Sehenswürdigkeit der ganz besonderen Art: die Whisky Brennerei Glenkinchie. Vor allem für die männlichen Teilnehmer, Herr Wöste inbegriffen, … eine tolle Aktion. Aber auch die weniger Whisky-Begeisterten kamen auf ihre Kosten, und erhielten einen beeindruckenden, beinahe exklusiven Einblick in die hohe Kunst der Destillation des schottischen Whiskys.
Ehe wir uns versehen konnten, war der Tag der Abreise gekommen. Irgendwie lag ein Gefühl der Betretenheit in der Luft, da sicherlich nicht wenige gerne einige Tage länger geblieben wären: so viel war noch sehenswert, so viel hätte man sich gerne noch einmal angeschaut, weil es einfach so außerordentlich schön war. Und doch mussten wir fahren, zurück nach Handrup. Wieder in der Heimat allerdings war von der Betretenheit kaum noch etwas zu spüren, es war schlichthin zu schön wieder zu Hause zu sein. Und doch bleibt dieses Gefühl, etwas ganz besonderes erlebt zu haben, etwas, das nicht viele erleben durften und wahrscheinlich auch nicht dürfen werden. Und dieses besondere Gefühl paart sich mit all den Eindrücken und Bildern der Fahrt, und bildet so in jedem ganz individuell eine sehr besondere und wohl einzigartige Erinnerung an eine wunderbare Zeit in einem wunderbaren Land. (Mario Hoffhues, Schapen)