Vom Waldesrand in die Prärie und zurück

27. November 2012 | Administrator | Kategorien: Aktuelles, AufTakt

Romantische Spurensuche mit der Gruppe „Auftakt“ begeisterte

Der röhrende Hirsch am Waldsee oder das Abendessen bei Kerzenschein, das Lagerfeuer unter einem sternenklaren Nachthimmel, der Sonnenuntergang amMeer und das sanfte Rauschen des Wassers – was ist Romantik? Um mögliche Antworten auf diese Frage zu geben, hatte die Gruppe Auftakt in die Aula des Gymnasiums Leoninum eingeladen und begab sich mit dem Publikum, das so zahlreich erschienen war, dass noch etliche zusätzliche Stühle herangeschafft werden mussten, auf eine unterhaltsame und zuweilen urkomische Spurensuche.
Diese bestand aber nicht nur in einer beliebigen Aneinanderreihung mehr oder minder bekannter Lieder und Texte, sondern gemeinsam wagte man sich vom Waldesrand ins Dunkle und Dämmrige, ließ die Blicke in die Ferne schweifen, fand sich im Wilden Westen wieder und kehrte schließlich an den Ursprungsort zurück.Die sechs Herren, zunächst noch vornehm gewandet in Frack und blütenweißem Hemd sowie mit dem obligatorischen Zylinder auf dem Haupt, besangen die zwitschernden Vögelein, das plätschernde Bächlein und die bunten Blümelein, beklagten des Liebchens Untreue, sangen von der Sehnsucht und von mondbeglänzten Nächten. All das kam mit der der Romantik eigenen Schwülstigkeit daher, wirkte aber dennoch nie kitschig, weil es das stimmgewaltige Sextett unter der Leitung von Benno Hüer keine Verballhornung anstrebte, sondern beim Publikum wecken wollte, was die Romantiker aller Zeiten bewegte: die Sehnsucht.
Ganz anders dann der zweite Teil des Abends: Pater Olav Hamelinjck und Antonius Kuiter leiteten diesen mit einem Jagdhornsignal ein und bliesen damit sprichwörtlich zum Dauerangriff auf die Lachmuskeln. Dieter Vinke, als Mischung aus Waidmann und Waldschrat kaum wiederzuerkennen, rezitierte nun nicht mehr Joseph von Eichendorff, sondern brachte mit dem von Franz-Josef Hanneken verfassten Teckelgedicht oder Heinz Erhardts „Gewitter“ das Publikum zum Lachen.Die sechs Sänger hatten inzwischen ihre Fracks gegen Jagdbekleidung getauscht und feierten den Jäger als eine Art romantischen Dichter, der mit dem Gewehr natursinnig und sehnsuchtsvoll durch den Wald streift. Dabei lief das Sextett immer wieder zu musikalischer Höchstform auf, beispielsweise als mit dem Jagdquodlibet drei jagdliche Lieder gleichzeitig gesungen wurden. Dass Johannes Leifeld und Manfred Heuer nicht nur über kräftige Bässe verfügen, sondern auch geschmeidige Knie besitzen, demonstrierten sie beim Red Fox Dance, in dem Franz-Josef Hanneken, der mit großem Wortwitz durch das Programm führte, vollen Körpereinsatz zeigte,dabei mehrfach niedergestreckt wurde und sich doch immer wieder aufrappelte. Spätestens bei diesem Auftritt, der nun wirklich gar nichts mit einem anmutigen Elfenreigen im klaren Mondlicht zu tun hatte, blieb kein Auge mehr trocken.Die Reise ging dennoch weiter, und zwar in die neue Welt, die, bevölkert vom sogenannten „edlen Wilden“, aus romantischer Sicht die älteste und ursprünglichste war. Nicht mehr vom Rhein, sondern vom SwaneeRiver, nicht mehr von der Nachtigall und der blauen Blume, sondern vom bluebird handelten die Lieder, für die sich die Sänger nun in zünftigen Westernoutfits präsentierten. Mit dem letzten Lied, dem „Abschied vom Walde“, schloss sich dann der Kreis. Das hellauf begeisterte Publikum verlangte nach einer Zugabe, bekam diese auch und bedankte sich mit stehenden Ovationen für einen rundum gelungenen Abend.

(Hermann-Josef Rave)




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