31. Handruper Forum: Expertin erwartet auch in Zukunft viele Flüchtlinge – Bente Scheller referiert im Leoninum

19. Januar 2016 | Administrator | Kategorien: Handruper Forum, Vergangene Aktionen

Das Thema des „Handruper Forums“ hätte kaum aktueller ausfallen können: Bente Scheller, Büroleiterin der Heinrich-Böll-Stiftung in Beirut, hat in ihrem Vortrag die „Flüchtlingskrise im Nahen Osten“ beleuchtet.

Zwei Aspekte machte die promovierte Politikwissenschaftlerin dabei besonders deutlich: Der Westen trägt eine Mitverantwortung für die herrschenden Umstände; einfache und zeitnahe politische Lösungen wird es nicht geben. Dennoch müsse man auf eine politische Lösung unter Einbeziehung aller hinarbeiten.

Schulleiter Franz-Josef Hanneken skizzierte in seiner Begrüßung einige der wesentlichen Auswirkungen der politischen Lage. Angesichts der Komplexität des Themas sei die Schule „froh und stolz“, dass mit Bente Scheller „eine ausgewiesene Expertin für Außen- und Sicherheitspolitik“ aus eigener Anschauung über die Lage vor Ort berichten könne.

Dem kam die Referentin auch nach, indem sie keine medial unterstützte Präsentation umfangreichen statistischen Materials vorlegte, sondern in einem freien Vortrag anschaulich eigene Erfahrungen mit allgemeinen politischen Entwicklungen in Verbindung setzte. „Der Flüchtlingsstrom wird nicht abreißen“, prophezeite sie gleich zu Beginn. „Keine geschlossenen Grenzen, keine verstärkten Grenzkontrollen werden die Menschen davon abhalten, sich auf den Weg nach Europa zu machen.“ Dass ihrer Einschätzung nach der Westen für die derzeitige Entwicklung eine gehörige Mitverantwortung trage, machte die Referentin am Beispiel Syrien deutlich.

Hoffnungen zerstoben

Flucht sei „keine spontane Entscheidung“, sondern das Ergebnis einer langen Genese. 2011 erschien ein politischer Umbruch möglich“, erklärte Scheller, jedoch seien sämtliche Hoffnungen in den folgenden Jahren zerstoben. „Europa hat der Entwicklung nur zugesehen“, beklagte sie. Nun seien die Menschen am Ende ihrer Kraft; sie wollten eine bessere Zukunft, vor allem für ihre Kinder, sähen diese aber nicht mehr in Syrien. 90 Prozent der Bevölkerung seien die Hauptleidtragenden in einem Konflikt, an dessen Ausgangspunkt der friedliche und vollkommen gewaltfrei geäußerte Wunsch nach Reformen gestanden habe. Darauf habe der Staat mit Gewalt geantwortet.
(Hermann-Josef Rave – Lingener Tagespost v. 19.01.2016)

 

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