Guten Morgen, liebe Schulgemeinschaft!
„I can’t breathe!“ – in den letzten zwei Wochen hat wohl kaum ein Satz mehr Aufsehen erregt und Bestürzung hervorgebracht als dieser.
Doch aus welchem Grund schlägt er solche Wellen?
Am 25. Mai 2020 kaufte der 46-jährige Afroamerikaner George Perry Floyd in Minneapolis eine Schachtel Zigaretten. Der 20-Dollar-Schein, mit dem er bezahlte, wurde in dem Geschäft für falsch gehalten, woraufhin die Mitarbeiter Floyd zu seinem Auto folgten und die Herausgabe der Zigaretten forderten. Als Floyd dies verneinte, rief ein Mitarbeiter die Polizei, welche Floyd in Handschellen legte. Nach kurzem Widerstand gegen die Polizisten kooperierte Floyd, fiel jedoch zu Boden und wurde von drei Polizisten niedergehalten. Mehrere Personen begannen in diesem Augenblick, die Szene zu filmen. Auf diesen Videos ist zu sehen, wie ein Polizist mit seinem linken Knie Floyds Genick zu Boden drückt und zwei weitere seinen Körper festhalten. Immer wieder keucht Floyd „I can’t breathe!“ („Ich kann nicht atmen!“) und äußert, er werde gleich sterben, woraufhin er aufgefordert wird, sich zu entspannen. Auf Nachfrage eines Polizisten, was Floyd wolle, wiederholt dieser, nicht atmen zu können. Nach fast neun quälend langen Minuten ließen die Polizisten von dem mittlerweile bewusstlosen Floyd ab und ein von Passanten gerufener Krankenwagen traf ein. Auf dem Weg ins Krankenhaus wurde unverzüglich mit der Reanimation Floyds begonnen, die jedoch erfolglos blieb, weshalb im Krankenhaus nur noch dessen Tod festgestellt werden konnte.
8 Minuten und 46 Sekunden – so lange wurde Floyd mit einem Knie im Genick zu Boden gedrückt ohne jegliche Form von Widerstand. 8 Minuten und 46 Sekunden – fast eine halbe große Pause in unserer Schule. 8 Minuten und 46 Sekunden – verharrt diese Zeit einmal in Stille.
Dieser tragische Vorfall entfachte ausgedehnte Proteste und Demonstrationen gegen Polizeigewalt und Rassismus in den USA. Denn auch heutzutage ist Rassismus in unserem Alltag zu finden – und zwar nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch bei uns in Deutschland. Die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft begegnet uns überall und alltäglich.
Manchmal werden Menschen diskriminiert, ohne dass die „Täter“ es bewusst wahrnehmen.
Denken wir einmal an Karneval oder Mottopartys, an denen Menschen häufig zu stereotypen Verkleidungen, wie zum Beispiel Hartz-IV-Empfänger, Fatsuits, Afroamerikaner oder attraktive Asiatin, greifen. Doch nehmen sie nicht wahr, dass solche Verkleidungen verletzend sind, wenn Betroffene zu einem Kostüm stilisiert werden.
Selbst wenn wir keine bösen Absichten verfolgen, kann es passieren, dass wir Menschen diskriminieren, ohne es selbst zu merken. Es liegt in unserer Hand, dieses Thema stärker in den Blick zu nehmen und Diskriminierung aus dem Alltag verschwinden zu lassen. Gemeinsam können wir uns stark machen und „Nein“ sagen zu Rassismus bzw. Diskriminierung. Es liegt in unserer Hand, Vorurteile zu erfassen und zu überwinden und somit zu einer Wertschätzung und Würdigung der Lebensgeschichte jedes Einzelnen – auch unserer eigenen – zu gelangen.
Mit sehr gutem Beispiel ist Jesus Christus vorangegangen, der stets betonte, jeder Mensch solle seinen Nächsten lieben wie sich selbst. Jeden Menschen – unabhängig von seiner Haut- oder Haarfarbe, seinem Aussehen, seinem Alter, seinem Charakter, seinen Vorlieben, seinem Kleidungsstil sowie seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Jesus lebte und lehrte Nächstenliebe. Als Christen erkennen wir gerade in den Schwachen unseren Nächsten. Sie bedürfen unserer Fürsorge und unseres Schutzes in besonderer Weise. Denn unser Dienst an unseren Mitmenschen ist auch ein Dienst an Jesus Christus. Jesu Gleichnis vom Barmherzigen Samariter (Lk 10,25-37) fordert uns als Christen auf, Barmherzigkeit an Opfern von Gewalt und Willkür zu üben und an konkreter Not nicht vorbeizugehen. So gewinnt Gottes Liebe Gestalt.
So lasst uns gemeinsam um Gottes Beistand bitten, die Not unseres Nächsten zu erkennen und für ihn zu sorgen.
Wo Du bist,
Gott,
zählen Geschlecht,
Hautfarbe und Herkunft
nicht mehr.
Wo du wirkst,
Gott,
leben Menschen
und Kulturen
in aller Verschiedenartigkeit
miteinander.
Wo du bleibst,
Gott,
verlieren Angst,
Vorurteile und Hochmut
ihre Macht.
Darum lass uns,
Gott,
immer wieder
bei dir sein
und mit dir leben.
Amen
Ich wünsche Euch und Ihnen einen angenehmen Start in den Tag!
Isabell Heck