Guten Morgen zusammen!
Immer mein Ziel vor Augen
Bin ich zügig bergauf gestiegen
Dann machte ich Rast und schaue zurück.
Welch ein tröstlicher Anblick!
Was aus der Nähe bedrohlich erschien,
Wirkt nun aus der Ferne lächerlich klein.
Meine verschlungenen Lebenslinien
Fügen sich zu einem sinnvollen Muster
Gestärkt schultere ich meinen Rucksack
und mache mich erneut auf den Weg.
Von nun an werde ich öfter anhalten
Und mein Leben von oben betrachten.
– Gisela Baltes
Sich auf den Weg machen, den Weg meistern: das ist das Thema des heutigen Morgenimpulses. In ihrem Gedicht legt Gisela Baltes dar, was uns allen mit großer Wahrscheinlichkeit schon einmal widerfahren ist: Unser Leben ist eine Berglandschaft, gezeichnet von Höhen und Tiefen.
Egal ob Klausurenphase oder Stress außerhalb der Schule und Arbeit; manchmal ist es nicht nur gut, sondern sogar wichtig, einen Moment inne zu halten und einfach einmal zu reflektieren, was alles schon hinter einem liegt.
Das letzte Jahr war eventuell stressig, aber ein Jahr später denkt man eher an die schönen Momente, die man hatte. Und der Stress, der damals so groß und alles übertrumpfend schien, ist nur noch ganz nebensächlich, wirkt nun irgendwie lächerlich klein.
Die Sachen, die uns so viel Stress bereiten, sind mit Sicherheit wichtig, sonst würden wir uns die Sorgen sparen,. Aber statt erst in einem Jahr sagen zu können „das habe ich doch eigentlich ganz gut gemeistert“, „ so schlimm war es ja dann eigentlich doch nicht“ oder „hätte ich mir mal weniger Sorgen gemacht und mir mehr Zeit für mich genommen, dann hätte ich das auch noch alles geschafft“, warum nicht inmitten des Stresses und der Sorgen vielleicht eine Stunde am Tag Zeit nur für sich selbst nehmen, vielleicht um in der Vergangenheit zu schwelgen und zu reflektieren, was alles schon gewesen ist, aber vielleicht auch, um sich selbst etwas Gutes zu tun, etwas, auf das man dann später zurückblicken und sagen kann „gut, dass ich das gemacht habe, das habe ich wirklich gebraucht“.
Das Leben ist eine Reise, aber das Ziel ist eigentlich der Weg, das darf man nicht vergessen, auch wenn das schnell passieren kann.
Es gibt da diesen Spruch, „wer sich Sorgen macht, leidet zweimal“, das finden wir ziemlich gut. Das ist etwas, was wir uns in Stresssituationen immer mal wieder selbst zureden. Am Ende wird schon irgendwie alles gut, wenn’s noch nicht gut ist, ist es ja noch nicht das Ende.
Wenn wir uns mal Sorgen wegen etwas machen, stellen wir uns immer diese eine Frage: Ist es in fünf Jahren noch wichtig?
Und wenn es das nicht ist, dann lohnt es sich auch nicht, sich den Kopf darüber zu zerbrechen.
Kate Serbinin und Frederike Völker-Gerd