Guten Morgen zusammen!
Am vergangenen Samstag gewann der FC Bayern München das DFB-Pokalfinale gegen Bayer 04 Leverkusen mit 4:2 und machte damit das Double perfekt. Fußballinteressierte wissen, dass bei Turnieren die spannendsten Spiele erst ab dem Achtelfinale beginnen. Ob Welt-, Europameisterschaft oder Champions-League: Wenn die Gruppenphase vorbei ist, dann kommt erst so richtig Feuer ins Spiel. Denn ab dem Achtelfinale geht es um die Wurst. Wer hier verliert, fliegt raus. Ein einziges Spiel entscheidet: Weiterkommen in die nächste Runde oder heimfahren. Vorher, in der Gruppenphase, konnte man noch taktieren. Man durfte auch mal verlieren oder unentschieden spielen. Erst am Ende wurden Punkte und Tore gezählt. Jetzt ist jedes Spiel ein Endspiel. Die Entscheidung fällt jetzt.
Dieser Seitenblick auf den Fußball hilft mir, besser zu verstehen, was Jesus mit dem Satz gemeint hat: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (Lk 12,49) Ungewöhnlich flammende Worte spricht er zu seinen Jüngern. Es geht um den Endkampf. Um die Entscheidung. Das Feuer ist schon auf die Erde geworfen, die Flamme schon entfacht. Bald wird sie auflodern und eure Herzen in Brand setzen. Es ist das Feuer der Entscheidung, des Gerichts, der Läuterung. Diesem Feuer könnt ihr nicht ausweichen. Es fordert euch heraus. Ihr müsst euch entscheiden. Und das kostet seinen Preis. Es bleibt nicht friedlich und gemütlich. Entscheidung kann Spaltung bedeuten. Und der Riss kann mitten durch euer Leben, durch eure Familie gehen.
Für uns klingen diese Worte fremd. Sie spiegeln noch ein wenig von der Zeit der frühen Christen, als es Bekehrungen gab und Verfolgungen, als man sich entscheiden musste und losreißen vom alten Glauben. Kein Thema mehr für uns heute! Wir sind aufgewachsen als Christen. Sind mit dem Glauben alt geworden. Da braucht es keine Entscheidungen. Uns muss man nicht anfeuern. Oder doch?
Das Bild vom Feuer spielt in der Bibel eine auffällige Rolle. Johannes der Täufer sagte einmal: „Ich taufe euch mit Wasser zur Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich… Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“ (Mt 3,11). Kein Zufall auch, dass das Bild von Feuerzungen verwendet wird, um zu schildern, wie die Apostel vom Heiligen Geist erfüllt wurden. Ja, Gott selbst, so heißt es in der Bibel, ist wie ein verzehrendes Feuer (Dtn 4,24; Hebr 12,29).
In diesen Bildern drückt sich die Erfahrung aus, dass die Begegnung mit Gott nicht etwas Harmloses oder Alltägliches ist. Sie trifft bis ins Mark. Sie brennt wie Feuer. In dieser Begegnung schmilzt alles Nebensächliche und Belanglose.
Blaise Pascal, einer der größten Philosophen und Mathematiker der 17. Jahrhunderts, hatte so eine Gotteserfahrung gemacht. Er schrieb sich einen Merkzettel, um diesen Augenblick nie zu vergessen. Dieses sogenannte „Memorial“ nähte er in seine Jacke ein, wo es ein Diener nach seinem Tode fand. Am Anfang nennt er die genaue Zeitangabe: Montag, 23. November 1654, halb elf bis ungefähr eine halbe Stunde nach Mitternacht. Dann folgt in Großbuchstaben das Wort FEU – Feuer. Und dann fährt er fort: „Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, nicht der Philosophen und Gelehrten. Gewissheit, Gewissheit, Empfinden: Freude, Friede…“ Der Text geht noch weiter, aber ich hänge vor allem an dem ersten Wort: Feuer. Die Begegnung mit Gott, die mit Worten nicht zu beschreiben ist, drückt sich bildhaft aus als Berührung mit dem Feuer.
Vielleicht fehlt uns noch etwas in unserem Glauben, wenn wir davon nie etwas gespürt haben. Wenn immer alles lauwarm und wohltemperiert geblieben ist. Wenn nie eine Entscheidung getroffen wurde, nie das Herz gebrannt hat. Dem hl. Augustinus wird das Wort zugeschrieben: „In dir muss brennen, was du in andere entzünden willst“.
So lasst uns gemeinsam Gott bitten, uns mit seinem Feuer zu erfüllen:
Gott des Lebens
du bist Feuer und Flamme für uns
erfülle uns
mit deiner glühenden Liebe
damit der Funke überspringt
und unsere Sehnsucht entfacht
stecke uns an
mit deiner glühenden Liebe
damit neue Hoffnung aufflackert
und wir Leuchtkraft entfalten
begeistere uns
mit deiner glühenden Liebe
damit wir immer mehr brennen für dich
und Brücken des Friedens und der Versöhnung bauen
stärke uns
mit deiner glühenden Liebe
damit wir langen Atem bewahren
und Feuer und Flamme bleiben für dich
Amen
Ich wünsche euch allen einen schönen Start in den Tag und eine gute Woche!
Isabell Heck