Leonews geht online!

Die Schülerzeitung „Leonews“ ist online. Nicht mehr analoge Medien sind im Horizont der Jugendlichen verankert, sondern es werden digitale Formen bevorzugt. Eine digitale Schülerzeitung folgt dieser Entwicklung also folgerichtig. Mit den Leonews steht den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums nun eine Plattform zur Verfügung, auf der sie alle journalistischen Darstellungsformen ausprobieren können. Leonews will Qualitätsjournalismus, nicht die unreflektierte schnelle Äußerung.
Die schon bestehende Redaktionsgruppe ist Teil der Spanienfahrer und wird von den Aktivitäten in Spanien berichten.

(Heinz Koops)

Einblicke in die Welt der Literatur – Text des Monats August

Stefan George: Es lacht in dem steigenden jahr dir…

Es lacht in dem steigenden jahr dir
der duft aus dem garten noch leis.
Flicht in dem flatternden haar dir
Eppich und ehrenpreis.

Die wehende saat ist wie gold noch ·
Vielleicht nicht so hoch mehr und reich ·
Rosen begrüssen dich hold noch.
Ward auch ihr glanz etwas bleich.

Verschweigen wir was uns verwehrt ist ·
Geloben wir glücklich zu sein ·
Wenn auch nicht mehr uns beschert ist
Als noch ein rundgang zu zwein.

(Heinz Koops)

Einblicke in die Welt der Literatur – Text des Monats August

Stefan George: Es lacht in dem steigenden jahr dir …

Es lacht in dem steigenden jahr dir
der duft aus dem garten noch leis.
Flicht in dem flatternden haar dir
Eppich und ehrenpreis.

Die wehende saat ist wie gold noch ·
Vielleicht nicht so hoch mehr und reich ·
Rosen begrüssen dich hold noch.
Ward auch ihr glanz etwas bleich.

Verschweigen wir was uns verwehrt ist ·
Geloben wir glücklich zu sein ·
Wenn auch nicht mehr uns beschert ist
Als noch ein rundgang zu zwein.

(Heinz Koops)

Einblicke in die Welt der Literatur – Text des Monats Juli

Georg Britting: Die Raubritter

Zwischen Kraut und grünen Stangen
Jungen Schilfes steht der Hecht.
Mit Unholdsaugen im Kopf, dem langen,
Der Herr der Fische und Wasserschlangen,
Mit Kiefern gewaltig wie Eisenzangen,
Gestachelt die Flossen: Raubtiergeschlecht.
Unbeweglich, uralt , aus Metall,
Grünspanig von tausend Jahren.
Ein Steinwurf! Wasserspritzen und Schwall:
Er ist blitzend davongefahren.
Butterblume, Sumpfdotterblume, feurig, gelblich rot,
Schaukelt auf den Wasserringen wie ein Seeräuberboot.

(Heinz Koops)

Einblicke in die Welt der Literatur – Text des Monats Juni

Hilde Domin
UnaufhaltsamDas eigene Wort,
wer holt es zurück,
das lebendige, eben noch ungesprochene Wort?

wo das Wort vorbeifliegt,
verdorren die Graser,
werden die Blatter gelb,
fallt Schnee.
Ein Vogel käme dir wieder.
Nicht dein Wort,
das eben noch ungesagte,
in deinen Mund.
Du schickst andere Worte hintendrein,
Worte mit bunten, weichen Federn.
Das Wort ist schneller,
das schwarze Wort.
Es kommt immer an,
es hort nicht auf
anzukommen.

Besser ein Messer als ein Wort.
Ein Messer kann stumpf sein.
Ein Messer trifft oft
am Herzen vorbei.
Nicht das Wort.

Am Ende ist das Wort,
immer
am Ende
das Wort

(Heinz Koops)

Einblicke in die Welt der Literatur – Text des Monats Mai

Bertolt Brecht: DIE MORITAT VON MACKIE MESSER
(aus: Dreigroschenoper)

1. Und der Haifisch, der hat Zähne
und die trägt er im Gesicht
und Macheath, der hat ein Messer,
doch das Messer sieht man nicht.

2. Ach, es sind des Haifischs Flossen
Rot, wenn dieser Blut vergiesst!
Mackie Messer trägt ’nen Handschuh
Drauf man keine Untat liest.

3. An der Themse grünem Wasser
Fallen plötzlich Leute um!
Es ist weder Pest noch Cholera
Doch es heisst: Maceath geht um.

4. An ’nem schönen blauen Sonntag
Liegt ein toter Mann am Strand
Und ein Mensch geht um die Ecke
Den man Mackie Messer nennt.

5. Und Schmul Meier bleibt verschwunden
Und so mancher reiche Mann
Und sein Geld hat Mackie Messer
Dem man nichts beweisen kann.

6. Jenny Towler ward gefunden
Mit ’nem Messer in der Brust
Und am Kai geht Mackie Messer
Der von allem nichts gewusst.

7. Wo ist Alfons Glite, der Fuhrherr?
Kommt das je ans Sonnenlicht?
Wer es immer wissen könnte-
Mackie Messer weiß es nicht.

8. Und das grosse Feuer in Soho
Sieben Kinder und ein Greis-
In der Menge Mackie Messer, den
Man nicht fragt und der nichts weiss.

9. Und die minderjährige Witwe
deren Namen jeder weiss
Wachte auf und war geschändet,
Mackie, welches war dein Preis?

(Heinz Koops)

Einblicke in die Welt der Literatur – Text des Monats April

Christian Hofmann von Hofmannswaldau:
Vergänglichkeit der Schönheit (1695)

Es wird der bleiche Tod mit seiner kalten Hand
Dir endlich mit der Zeit um deine Brüste streichen
Der liebliche Corall der Lippen wird verbleichen;
Der Schultern warmer Schnee wird werden kalter Sand

Der Augen süsser Blitz, die Kräffte deiner Hand
Für welchen solches fällt, die werden zeitlich weichen
Das haar, das itzund kan des Goldes Glantz erreichen
Tilget endlich tag und jahr als ein gemeines band.

Der wohlgesetzte Fuss, die lieblichen Gebärden
Die werden theils zu Staub, theils nichts und nichtig werden
Denn opfert keiner mehr der Gottheit deiner pracht.

Diß und noch mehr als diß muß endlich untergehen
Dein Hertze kan allein zu aller Zeit bestehen
Dieweil es die Natur aus Diamant gemacht.

(Heinz Koops)

Einblicke in die Welt der Literatur – Text des Monats Februar

Julia Franck: Streuselschnecke  (2000)

Der Anruf kam, als ich vierzehn war. Ich wohnte seit einem Jahr nicht mehr bei
meiner Mutter und meinen Schwestern, sondern bei Freunden in Berlin. Eine fremde
Stimme meldete sich, der Mann nannte seinen Namen, sagte mir, er lebe in Berlin,
und fragte, ob ich ihn kennen lernen wolle. Ich zögerte, ich war mir nicht sicher. Zwar
hatte ich schon viel über solche Treffen gehört und mir oft vorgestellt, wie so etwas
wäre, aber als es soweit war, empfand ich eher Unbehagen.
Wir verabredeten uns. Er trug Jeans, Jacke und Hose. Ich hatte mich geschminkt. Er
führte mich ins Café Richter am Hindemithplatz und wir gingen ins Kino, ein Film von
Rohmer. Unsympathisch war er nicht, eher schüchtern. Er nahm mich mit ins
Restaurant und stellte mich seinen Freunden vor. Ein feines, ironisches Lächeln zog
er zwischen sich und die anderen Menschen. Ich ahnte, was das Lächeln verriet.
Einige Male durfte ich ihn bei seiner Arbeit besuchen. Er schrieb Drehbücher und
führte Regie bei Filmen.
Ich fragte mich, ob er mir Geld geben würde, wenn wir uns treffen, aber er gab mir
keins, und ich traute mich nicht, danach zu fragen. Schlimm war das nicht, schließlich
kannte ich ihn kaum, was sollte ich da schon verlangen? Außerdem konnte ich für
mich selbst sorgen, ich ging zur Schule und putzen und arbeitete als
Kindermädchen. Bald würde ich alt genug sein, um als Kellnerin zu arbeiten, und
vielleicht würde ja auch noch eines Tages etwas Richtiges aus mir. Zwei Jahre
später, der Mann und ich waren uns noch immer etwas fremd, sagte er mir, er sei
krank. Er starb ein Jahr lang, ich besuchte ihn im Krankenhaus und fragte, was er
sich wünsche. Er sagte mir, er habe Angst vor dem Tod und wolle es so schnell wie
möglich hinter sich bringen. Er fragte mich, ob ich ihm Morphium besorgen könne.
Ich dachte nach, ich hatte einige Freunde, die Drogen nahmen, aber keinen, der sich
mit Morphium auskannte. Auch war ich mir nicht sicher, ob die im Krankenhaus
herausfinden wollten und würden, woher es kam.
Ich vergaß seine Bitte. Manchmal brachte ich ihm Blumen. Er fragte nach dem
Morphium und ich fragte ihn, ob er sich Kuchen wünsche, schließlich wusste ich, wie
gern er Torte aß. Er sagte, die einfachen Dinge seien ihm jetzt die liebsten – er wolle
nur Streuselschnecken, nichts sonst. Ich ging nach Hause und buk
Streuselschnecken, zwei Bleche voll. Sie waren noch warm, als ich sie ins
Krankenhaus brachte. Er sagte, er hätte gerne mit mir gelebt, es zumindest gerne
versucht, er habe immer gedacht, dafür sei noch Zeit, eines Tages – aber jetzt sei es
zu spät. Kurz nach meinem siebzehnten Geburtstag war er tot.
Meine kleine Schwester kam nach Berlin, wir gingen gemeinsam zur Beerdigung.
Meine Mutter kam nicht. Ich nehme an, sie war mit anderem beschäftigt, außerdem
hatte sie meinen Vater zu wenig gekannt und nicht geliebt.

(Heinz Koops)

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