In früher Morgenstunde – in der Dunkelheit – die nur von Kerzen erleuchtete Kirche – sich darauf einlassen – es ist Advent – innehalten – still werden – komm, Du Heil der Welt
Gleich zwei besondere Dienstjubiläen konnte unser Schulleiter Hanneken am vorigen Montag in der Dezember-Vollversammlung würdigen: Dabei war das von Pfarrer Mengel sicherlich ein “ganz besonderes”, denn Pfarrer Mengel unterrichtet (und unterstützt bei Gottesdiensten) am Leoninum bereits seit 45 (!) Jahren. Wenn man bedenkt, dass das Leoninum 2018 erst (schon?) 95 Jahre alt geworden ist, dann ist das ein halbes Schulleben! Dagegen müssen die 30 Dienstjahre von Herrn Hüer noch zurückstehen. Herzlichen Dank an beide Jubilare auch an dieser Stelle für unzählig viele geleistete Dienste!
Bertolt Brecht: Der Kaukasische Kreidekreis
Schlussszene aus dem Bild 2: Das Hohe Kind
Der Sänger:
Als sie nun stand zwischen Tür und Tor, hörte sie
Oder vermeinte zu hören ein leises Rufen: das Kind
Rief ihr, wimmerte nicht, sondern rief ganz verständig
So jedenfalls war’s ihr. ”
Frau“, sagte es, ”
hilf mir.“
Und es fuhr fort, wimmerte nicht, sondern sprach ganz
verständig:
“Wisse, Frau, wer einen Hilferuf nicht hört
Sondern vorbeigeht, verstörten Ohrs: nie mehr
Wird der hören den leisen Ruf des Liebsten noch
Im Morgengrauen die Amsel oder den wohligen
Seufzer der erschöpften Weinpflücker beim Angelus.”
Dies hörend
Grusche tut ein paar Schritte auf das Kind zu und beugt sich
über es
ging sie zuruck, das Kind
Noch einmal anzusehen. Nur für ein paar Augenblicke
Bei ihm zu sitzen, nur bis wer andrer käme –
Die Mutter vielleicht oder irgendwer –
sie setzt sich dem Kind gegenüber, an die Kiste gelehnt
Nur bevor sie wegging, denn die Gefahr war zu groß, die
Stadt erfüllt
Von Brand und Jammer.
Das Licht wird schwächer, als wurde es Abend und Nacht.
Grusche ist in den Palast gegangen und hat eine Lampe und
Milch geholt, von der sie dem Kinde zu trinken gibt.
Der Sänger laut:
“Schrecklich ist die Verführung zur Güte! ¨
Grusche sitzt jetzt deutlich wachend bei dem Kind die Nacht
durch. Einmal zündet sie die kleine Lampe an, es anzuleuch- ¨
ten, einmal hüllt sie es wärmer in einen Brokatmantel. Mitunter
horcht sie und schaut sich um, ob niemand kommt.
Lange saß sie bei dem Kinde
Bis der Abend kam, bis die Nacht kam
Bis die Frühdämmerung kam. Zu lange saß sie.
Zu lange sah sie
Das stille Atmen, die kleinen Fäuste
Bis die Verführung zu stark wurde gegen Morgen zu ¨
Und sie aufstand, sich bückte und seufzend das Kind nahm ¨
Und es wegtrug.
Sie tut, was der Sänger sagt, so, wie er es beschreibt.
Wie eine Beute nahm sie es an sich
Wie eine Diebin schlich sie sich weg.
(Heinz Koops)
Unterrichtsstunden sollten eigentlich immer „spannend“ sein, doch diese Geschichtsstunde war es in besonderem Maße; deshalb fand sie am vorigen Freitag, dem 9. November, gleich in vierfacher Ausführung nacheinander statt. Schülerinnen und Schüler eines Geschichtskurses des 12. Jahrgangs hatten eine Präsentation zum Ende des Ersten Weltkriegs am 9. November 1918 erstellt. Diese 40-minütige Präsentation wurde den einzelnen Jahrgängen 6 – 9 in der Aula des Gymnasiums Leoninum gezeigt.
Eindrücklich still wurde es, wenn die Vortragenden in die nüchternen Fakten des Weltkrieges hinein immer wieder Auszüge aus Feldpostbriefen gefallener Soldaten vorlasen. Ein kurzes Video über den Lingener Soldaten Heinrich Lagemann zeigte, dass der Erste Weltkrieg eben nicht nur in Frankreich und Russland stattfand, sondern auch ein wichtiges Stück emsländischer Heimatgeschichte ist.
Informationen über weitere Ereignisse des 9. November (1923 Hitler-Putsch; 1938 Reichspogromnacht; 1989 Fall der Berliner Mauer) sowie Betrachtungen über Erinnerungskultur und den schwierigen Umgang mit einem schwierigen Datum rundeten die Präsentation ab.
Der vielleicht berührendste Moment in dieser spannenden Geschichtsstunde war, als eine Schülerin den Namen und das Alter eines gefallenen Soldaten nannte: „Achtzehn Jahre. – So alt sind die meisten aus unserem Geschichtskurs.“
Gleich doppelt machte es Sinn, dass der Rektor des Handruper Herz-Jesu-Klosters auch im Rahmen einer Vollversammlung des Gymnasiums Leoninum verabschiedet wurde: So wies Schulleiter Franz-Josef Hanneken darauf hin, dass in die vierjährige Amtszeit P. Auths die Umgestaltung und Erweiterung der Schul-Aula fällt; hier habe P. Auth in vielerlei Hinsicht mitgearbeitet und es habe sich in seiner Person die enge Verbindung von Kloster und Schule gezeigt: „Du hast uns alle in Dein Herz geschlossen.“
So fällt der Abschied für die Handruper Schulgemeinschaft schwer, wie auch der herzliche Applaus der Schülerinnen und Schüler und zahlreiche Geschenke von Schülern, Lehrern und Eltern zeigten: Eines der Geschenke war eine Uhr mit einem Foto der Handruper Schulgemeinschaft in Madrid während der kürzlich erfolgten Schulfahrt.
Dieses besondere Erlebnis griff P. Auth in seines Dankesworten auf: Er sei „unheimlich stolz“ auf „seine“ Schule; eine Schule, an der gute Arbeit geleistet werde und mit der man große Schulfahrten unternehmen und bewältigen könne. P. Auth dankte der gesamten Schulgemeinschaft für die gemeinsame Zeit und wünschte für die Zukunft alles Gute.
Für diese Zukunft ist ab jetzt der neue Rektor P. August Hülsmann zuständig, ein „alter Bekannter“, denn P. Hülsmann war nicht nur Schüler in Handrup und bereits früher Rektor des Klosters, sondern in den letzten drei Jahren, seit er wieder in Handrup ist, immer wieder auch bei Schulveranstaltungen dabei.
Wenn sich am kommenden Freitag das Ende des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal jährt, dann wird am Handruper Gymnasium Leoninum in besonderer Weise an dieses historische Ereignis erinnert: Der 9. November ist ein geschichtsträchtiges Datum für die Deutschen, da an ihm nicht nur der Erste Weltkrieg endete und eine deutsche Republik ausgerufen wurde, sondern 1923 der Hitler-Ludendorff-Putsch in München scheiterte, 1938 mit dem Brand zahlreicher jüdischer Synagogen die nationalsozialistischen Pogrome ihren Höhepunkt erreichten und 1989 die friedliche Revolution in der DDR zum Fall der Berliner Mauer führte. Doch wie soll man mit diesem „schwierigen“ Datum umgehen?
Da diese Ereignisse noch nicht Thema im Geschichtsunterricht der Jahrgänge 6 – 9 waren, informieren wir die Schülerinnen und Schüler dieser Jahrgänge in der Aula. Ein Geschichtskurs des 12. Jahrgangs hat in den vergangenen Wochen eine Präsentation erarbeit, die sich der verschiedenen Ereignisse und Facetten dieses Tages in Text und Bild annimmt. Schwerpunkte sind dabei auch die Heimatgeschichte, wenn etwa ein eingespieltes Video die Geschichte des im Ersten Weltkrieg gefallenen Lingener Soldaten Heinrich Lagemann zeigt, und die Erinnerungskultur, wenn auf den Umgang mit der Geschichte zu unterschiedlichen Zeiten und in anderen Ländern eingegangen wird.
Aus der besonderen deutschen Geschichte erwächst auch eine besondere Verantwortung für die Zukunft. Deshalb leitet sich der Titel der Veranstaltung von einem slawischen Sprichwort ab: „Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen, es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen.“ Die Kenntnis der Geschichte soll helfen, die Gegenwart zu verstehen und eine friedliche Zukunft zu erreichen.
Ein ebenso schönes, wie seltenes Dienstjubiläum gab es Anfang November: Frau Irene Barwig unterrichtet seit 35 (!) Jahren am Gymnasium Leoninum die Fächer Französisch, Griechisch und Latein. Im Vorfeld der Schulfahrten nach Rom (2005) und Spanien (2018) bot das “Sprach-Talent” zudem Schüler-AGs für Italienisch und Spanisch an! Der scheidende Rektor P. Auth, der neue Rektor P. Hülsmann und Schulleiter Hanneken gratulierten im Rahmen der November-Vollversammlung mit einen bunten Blumenstrauß. Herzlich Glückwunsch!