Wer bei Beginn der Sommerferien vom Lateinischen noch nicht genug hat, für den könnte eine wirklich lohnenswerte Sonderausstellung mit dem Titel „Latein. Tot oder lebendig!?“ interessant sein. Man hat zwar nach einem Gang durch die Ausstellung das Latinum leider noch nicht in der Tasche, dafür aber gelingt es den Verantwortlichen, die Bedeutung der lateinischen Sprache und ihre bis in die Gegenwart reichenden Verbindungen anschaulich aufzuzeigen. Rund 200 Exponate werden präsentiert, darunter eine Haarnadel aus der Zeit Ciceros, mit der die Frau seines Widersachers Antonius die bereits leblose Zunge des republikanischen Redners symbolträchtig noch einmal durchstoßen haben könnte. Die Originalnadel ist es natürlich nicht, aber sie stammt zumindest aus dem 1. Jahrhundert vor Christus. Über solch persönliche Lebensgeschichten wird man hineingezogen in die Geschichte, erfährt etwas über Horaz, Augustinus, Karl den Großen oder Erasmus von Rotterdam und weitere leidenschaftliche Latin Lovers. Erasmus hat lateinische Sprichwörter in seinen „Adagia“ gesammelt und diese Sprichwörter kann man in der Ausstellung interaktiv erleben und sehen, wie sie auch heute noch in den europäischen Sprachen Verwendung finden. Gezeigt wird, wie sich die lateinische Sprache entwickelt und verändert hat, welchen Stellenwert Latein als die Muttersprache Europas für die europäische Bildung und Kulturgeschichte hat. Es ist ein Spaziergang durch 2000 Jahre Sprachgeschichte, wissenschaftlich aufbereitet, unterhaltsam präsentiert. Ausgestellt ist auch ein Strafesel, auf dem früher die Lernenden sitzen mussten, wenn sie ihre Latein-Vokabeln nicht parat hatten. Ausstellungsgegenstand ist aber auch eine Karikatur von 1907, die die Überheblichkeit der Lateinlehrer aufs Korn nimmt. Ein Lehrer berichtet den Kollegen von seinem Traum, in dem er die Leistungen Ciceros mit einer Fünf bewertet habe.
Für die Schau wurde der Podcast „Hocus, locus, jocus“ entwickelt, Schüler eines Paderborner Gymnasiums dachten sich ein Latein-Quiz aus, drehten Videoclips und gestalteten ein lateinisches Bildwörterbuch.
Noch bis zum 8. Januar ist die Ausstellung zu sehen in den wuchtigen Gemäuern des Klosters Dalheim, im wunderschönen Paderborner Land!