„Großes Kino“: Auf diesen einfachen Nenner lässt sich bringen, was die Gruppe „AufTakt“ dem Publikum mit ihrem Auftritt in der bis auf den letzten Winkel gefüllten Aula des Gymnasiums Leoninum in Handrup bot. Über zwei Stunden nahmen die Musiker ihr Publikum mit auf eine musikalisch-literarische Reise in die Welt der Gauner und Ganoven. Dabei rissen sie die Zuschauer, die sich teilweise schon eine Stunde vor Konzertbeginn in der Aula eingefunden hatten, immer wieder zu spontanen Beifallsbekundungen hin.
Unter dem Motto „Was macht der Herr da? Dunkle Gestalten und lichte Augenblicke“ hatte man unter der musikalischen Leitung von Benno Hüer ein Programm entworfen, das Klassiker der Weltliteratur mit Fernsehkrimis, mehrstimmigen Gesang mit Rap so mühelos miteinander verband, dass sich selbst zwischen einem „kleinen grünen Kaktus“, Blut scheuenden Vampiren und Eduard Zimmermanns Fernsehklassiker XY plausible Beziehungen ergaben. Mit bestechendem Wortwitz und virtuoser Sprachakrobatik führte Franz-Josef Hanneken durch den Abend, in dessen Verlauf die mittlerweile sieben Sänger – Dr. Claudius Reinke stieß neu hinzu – immer wieder zu musikalischer Höchstform aufliefen. Neben den „üblichen Verdächtigen“ wie dem „Gärtner“, der „immer der Mörder ist“, oder der „Mimi“, die bekanntlich „ohne Krimi nie ins Bett“ geht, präsentierte die Gruppe unter anderem den „Kriminaltango“ und sogar auch einen Rap („Räubersein ist herrlich, aber auch gefährlich“). Mit detektivischem Spürsinn machte man selbst im scheinbar Harmlosen („Die Caprifischer“, „Schöne Isabella von Kastillien“) das Abgründige dingfest. Johannes Leifeld, neben Manfred Heuer für die Bassstimme verantwortlich, gab die Telefonbuch-Polka zum Besten. Wie schon bei den beiden Vorgängern handelte es sich auch beim jüngsten Programm nicht nur um eine mehr oder weniger beliebige Aneinanderreihung von Liedern zu einem bestimmten Thema, sondern auch das gesprochene Wort und kleine Spielszenen kamen nicht zu kurz. Dieter Vinke rezitierte gemeinsam mit Antonius Kuiter aus Goethes Faust und klärte mit dem von Franz-Josef Hanneken verfassten Gedicht „Schutzumschlag“ darüber auf, warum ebendieser zu Recht so genannt wird. Als Parodist brillierte Pater Olav Hamelijnck, indem er Franz Josef Strauß, Helmut Kohl oder Rudi Carrell aus den XY-Aufnahmestudios den Fahndungsaufruf des „Handruper Police Departments“ verkünden ließ. Nicht erst beim Sketch, dessen gesamter Text ausschließlich aus Wörtern mit dem Anfangsbuchstaben P bestand, blieb kein Auge mehr trocken. In der in einem Pub angesiedelten Szene wird der vielleicht am häufigsten zitierte, gleichwohl so nie gefallene Satz deutscher Krimikultur („Harry, hol…“) zu „Partner, parke PKW“.
Mit den letzten Liedern „Do Not Forsake Me, Oh My Darlin’” und „As Time Goes By”, Musik aus den Filmklassikern „High Noon“ und „Casablanca“, fand das Konzert seinen krönenden Abschluss – großes Kino eben, das das Publikum mit lang anhaltendem Applaus zu würdigen wusste. Zum Gelingen des Abends, dessen Einnahmen den Hurricaneopfern auf den Philippinen zu Gute kommen werden, trug schließlich auch die von Helmut Amshove und Matthias Escher gemanagte Technik bei.
(Hermann-Josef Rave)