15 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Leoninum Handrup und der Integrierten Gesamtschule Fürstenau haben im Rahmen eines gemeinsamen Projektes in den letzten Wochen die Jägerprüfung, das „grüne Abitur“, bestanden.
„Weil sich die Natur im ländlichen Bereich in den letzten 20 Jahren radikal verändert hat und eine intensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung die jahrhunderte alten globalen Zusammenhänge in Fauna und Flora in den Hintergrund gedrängt hat, haben wir uns entschieden, unseren Schülerinnen und Schülern ein besonderes Projektangebot zu unterbreiten.“ sagt Stephan-Heinrich Flohr, Leiter der Sekundarstufe II der IGS Fürstenau, der gemeinsam mit dem Stellvertretenden Schulleiter des Gymnasium Leoninums Handrup Paul Wöste das Projekt „Vor dem Abitur das „grüne Abitur“ durchgeführt hat. „Uns ging es darum, den jungen Menschen die natürlichen Zusammenhänge zu vermitteln, dies aber eben nicht nur theoretisch, sondern ideologiefrei und auch so, dass sie ihr Wissen in praktischen Natur- und Artenschutz umsetzen können, weil gerade bei ihnen das Bestreben nach einem Leben in einer intakten Natur ein sehr hohes Gut darstellt“, ergänzt Wöste. In der Erkenntnis, dass eine zeitgemäße Jagdausübung eben diesen praktischen Naturschutz beinhaltet, sollten die Schüler nicht nur theoretisches Wissen anhäufen, sondern im zweiten Teil des Projektes die Möglichkeit erhalten, auf freiwilliger Basis die Jägerprüfung ablegen zu können. Für die Initiatoren des Projektes stand in diesem Teil die Implementierung der Jagd als einen selbstverständlichen Teil unserer Kultur, die Bedeutung der Jagd für den Natur- und Artenschutz sowie die Pflege des traditionellen und jagdlichen Brauchtums im Vordergrund.
Insgesamt konnten jeweils 10 Schüler beider Schulen seit September 2016 an dem Projekt teilnehmen, das von der H∙E∙H Essmann Stiftung, Wietmarschen-Lohne mit 5.000 EUR unterstützt wurde. Zudem stellten die Inhaber des Unternehmens Jagdwelt24 in Fürstenau Stefan Kolosser und Frank Nibberich, einer Absolvent des Leoninums in Handrup, einer Absolvent der IGS Fürstenau, Anschauungs– und Übungsmaterial und zusätzliche „Manpower“ zur Verfügung.
Der Theorieunterricht fand im Anschluss an den regulären Unterricht am Nachmittag durch ehrenamtlich tätige Fachreferenten statt, zeitweise wurden zur konkreten Veranschaulichung Lernorte in der Natur gewählt. Der Unterricht zur Theorie und zum praktischen Umgang mit den Jagdwaffen wurde außerhalb der Schule – auf dem Wurftaubenschießstand in Hopsten-Schale und in den Räumlichkeiten des Unternehmens Jagdwelt24 in Fürstenau – von lizenzierten Schießlehrern und Waffenmeistern durchgeführt. Am vergangenen Samstag wurden mit dem sogenannten Reviergang die Prüfungen vor der Kommission des Landkreises Emsland abgeschlossen.
„Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf des Projektes, die Schüler haben sich sehr engagiert, 5 Schüler werden aufgrund ihres noch jugendlichen Alters die Prüfungen im kommenden Sommer ablegen.“, resümierte Stephan-Heinrich Flohr. „Es war eine sehr schöne Erfahrung, dass Schüler und Lehrer zweier unterschiedlicher Schulen ein solches Projekt gemeinsam durchführen können, das sicher auch zur Schärfung des praktischen Umweltbewusstseins gedient hat“, ergänzte Paul Wöste.
(Text u. Fotos v. Heinz Krüssel, in: Lingener Tagespost v. 6.4.2017)