Friedhofsbesuch an Allerheiligen. Ich gehe über die frisch geharkten Wege durch die Gräberreihen. Kerzenlicht und Blumenschmuck verbreiten jene Friedhofsatmosphäre, die mir von Kindheit an vertraut ist. Manchmal bleibe ich stehen, wenn ein bekannter Name auf dem Grabstein auftaucht. Die Bäckerin, bei der ich jahrelang meine Brötchen holte, liegt hier begraben. Ich sehe ihr Gesicht vor mir. Drei Jahre ist sie schon tot. Ein paar Meter weiter das Grab eines Mannes, der in unserer Straße gewohnt hat. Oft haben wir uns am Gartenzaun unterhalten, wenn ich von der Arbeit heimkam. Er ruht neben seiner Frau, die schon viele Jahre vor ihm gestorben ist.
Die Grabsteine erzählen Geschichten. Lebensschicksale hinter Namen und Daten. An manchem Grabstein bleibt mein Blick hängen. … Die Toten auf dem Friedhof erscheinen mir wie eine unsichtbare Schicksalsgemeinschaft. Jedes Jahr wird sie größer.
Irgendwie finde ich es tröstlich, dass keiner hier allein liegen muss. Und auch die Trauernden, denen ich auf dem Friedhof begegne, scheinen verbunden zu sein durch die gemeinsame Erfahrung von Abschied, von Schmerz, von Tod. … „Das ewige Licht leuchte ihnen“, heißt es in einem Gebet über die Verstorbenen. An Allerheiligen auf dem Friedhof ist ein Schimmer dieses Lichtes für mich spürbar.
(Dr. Klaus Roos, Pastoraltheologe)
Der November gilt als Trauermonat. An Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag oder dem Volkstrauertag besuchen viele Angehörige gemeinsam das Grab ihrer Lieben, schmücken es mit Kränzen oder Blumengestecken und zünden ganz bewusst eine Kerze für die Verstorbenen an. So werden Friedhöfe in diesen meist trüben und dunklen Novemberwochen zu einem lichterfüllten Ort.
„Das ewige Licht leuchte ihnen.“ – Im christlichen Glauben ist die Kerzenflamme ein wichtiges und vielfältiges Symbol: Sie bringt etwa Licht und damit Leben und steht im Kontrast zur Dunkelheit und Finsternis. In Verbindung mit dem ewigen Licht verkörpert die Kerze die Gegenwart Gottes – immer und überall. Durch den Propheten Jesaja hat Gott uns zugesagt: „Ich vergesse dich nicht. Sieh her: Ich habe dich eingezeichnet in meine Hände“ (Jes 49,16). So dürfen wir Christen getrost hoffen, dass mit dem Tod nicht alles vorbei ist und unsere lieben Verstorbenen bei Gott sind.
Lasst uns im Vertrauen darauf gemeinsam beten:
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
(Dietrich Bonhoeffer)
Eine gute Zeit wünscht
Eure Schulpastoral (Magdalena Gödde)