Ein eindrucksvolles Plädoyer gegen Fremdenfeindlichkeit, für Demokratie, gesellschaftliches Engagement und ein eigenverantwortliches Leben hielt Karl Graf Stauffenberg, der Enkel des Hitler-Attentäters, als er am vorigen Freitag das Gymnasium Leoninum besuchte. Rund 80 Zuhörerinnen und Zuhörer (zwei 10. Klassen und zwei Geschichts-Leistungskurse) waren im Externenraum dabei, als er zunächst von der Jugend und militärischen Laufbahn seines Großvaters berichtete. Rund um das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wich Graf Stauffenberg auch scheinbar „unangenehmen“ Fragen, die er z. T. selber stellte, nicht aus: Warum ist das Attentat nicht früher erfolgt? Warum hat sein Großvater nicht eine Pistole benutzt oder sich selber mit in die Luft gesprengt?
Sein Großvater Claus Graf Stauffenberg sei sich im Klaren gewesen, dass er selbst bei einem Erfolg des Attentats auf Hitler als „Verräter“ in die deutsche Geschichte hätte eingehen können – immerhin glaubten Mitte 1944 noch rund 70 Prozent der Deutschen – unter dem Einfluss der NS-Propaganda – an einen bald bevorstehenden deutschen Endsieg.
In seinen Vortrag bezog Graf Stauffenberg immer wieder auch die anwesenden Schülerinnen und Schüler mit ein und verdeutlichte damit nachdrücklich die Unsinnigkeit von fremdenfeindlichen Ressentiments, wie sie auch heute noch (wieder?!) von Menschen auf deutschen Straßen vertreten werden, wobei er sich aber ebenfalls für die Freiheit des Demonstrationsrechtes stark machte.
Gar kein so großer Unterschied zwischen dem einzigen „echten“ Handruper in der Zuhörerschaft und einem zugereisten Bayern, oder?
In der abschließenden Diskussion/Fragerunde blieb Graf Stauffenberg keine Antwort schuldig und in der zeitlichen Nähe zum 9. November wollte er auch nicht gewisse Parallelen zwischen heute und dem 9. November 1938 verneinen.
Wir haben eine erneute Einladung an Graf Stauffenberg ausgesprochen und hoffen, dass er sie demnächst annimmt!