Am Donnerstag, den 03.10.2024, der Tag, an dem für viele der lang ersehnte Beginn der Herbstferien lag, machten wir, eine Gruppe aus 10 Schülerinnen und Schülern aus der Oberstufe, uns auf unsere wohl bis dato größte Reise. Begleitet wurde diese von Frau Fleßner und Pater Paulo aus der Schulpastoral.
Ein paar Monate zuvor war jedoch noch gar nicht absehbar gewesen, ob so eine interkontinentale Reise überhaupt zu realisieren ist. Angefangen hatte das ganze nämlich damit, dass Pater Paulo einer Schülergruppe, mit der er häufiger Gottesdienste vorbereitet, singt und andere Freizeitaktivitäten unternimmt, vorschlug, mit ihm nach Brasilien zu kommen und dort seine Heimat zu erkunden. Schnell wurde aus dieser Idee jedoch ein wirklicher Plan. Ein paar weitere Schüler zeigten ihr brennendes Interesse und Frau Fleßner wurde dazugeholt, die mit ihren zahlreichen Erfahrungen im Umgang mit langen Reisen sehr viel Organisation in die Sache brachte.
Einige Elternbriefe, Whatsappchats und Vortreffen später war es dann soweit: Mit zwei großen Bullis ging es für uns am 03.10. morgens zum Flughafen nach Amsterdam, von wo aus der Langstreckenflug nach Rio de Janeiro startete. Da das erste Ziel auf der Liste jedoch nicht Rio darstellte, sondern die Stadt Brusque im Bundesstaat Santa Catarina in Südbrasilien, verbrachten wir in Rio nur eine Nacht in einem Flughafenhotel, um am nächsten Tag weiter nach Navegantes zu fliegen.
In Brusque erwartete uns schließlich die Unterkunft für die ganze nächste Woche. Bei dieser Unterkunft handelte es sich um ein Haus des Colégio São Luiz, einer Schule in Brusque, die ebenfalls wie das Leoninum unter Trägerschaft der Herz-Jesu-Priester steht.
Die beiden Organisatoren Mariane Werner Zen und der Rektor Pater Silvano Costa hatten zwar im Voraus bereits angekündigt, die Gastfreundschaft durch die Familien der ehemaligen Austauschschüler würde sehr groß sein, aber die Überraschung war dann doch riesig. Am ersten Abend wurden wir mit einem bunten Buffet in Gesellschaft der bisherigen Austauschschüler*innen und ihrer Familien überrascht und auch in den nächsten Tagen gab es immer wieder von den Familien organisierte und finanzierte Abendessen, die jeden Tag das kulinarische Highlight markierten.
Auch die Ziele der täglichen Ausflüge waren nicht minder begeisternd. In Nova Trento, einer Stadt, die dem italienischen Trento/Trient nachempfunden ist, war es möglich, einen überwältigenden Ausblick über die Landschaften Santa Catarinas zu bekommen.
In Guabiruba haben wir bei einer Trekkingtour durch den Dschungel riesige Wasserfälle gesehen.
Und mit dem Ausflug nach Pomerode bekamen wir die Chance, die deutscheste Stadt Brasiliens zu besuchen. Es war wirklich besonders und etwas verrückt, plötzlich in einem so weit entfernten Land in der eigenen Sprache mit Leuten zu sprechen! Auch übernachteten wir im Herz-Jesu-Seminar in Corupá, das architektonisch sehr an Handrup erinnerte. Krönender Abschluss dieser ersten Woche war schließlich der Besuch des Oktoberfests in Brusque am 10.10., bei dem wir, begleitet von den Austauschschülern von 2023, einen wahnsinnig schönen Abend hatten.
Die überwältigende Gastfreundschaft, die wir hier erlebt haben, ist wirklich besonders und überhaupt nicht selbstverständlich, da keiner von uns das vorher in einem solchen Maße erlebt hat. Außerdem ist seitdem ein regelmäßiger Austausch mit dem Colégio São Luiz im Gespräch, was einen weiteren großen Meilenstein in der Geschichte der Austausche des Leoninums nach der Festwoche vom letzten Jahr markieren würde. Es lohnt sich, hier seine Ohren offen zu halten.
Nach dem Abschied ging es für die zweite Woche nach São Paulo, wo auch wieder tolle Programmpunkte auf dem Plan standen.
Unsere Unterkunft befand sich in der Kongregation der Herz-Jesu-Priester, wobei es an mehreren Tagen Übernachtungen auswärts gab, unter anderem in Pater Paulos Elternhaus sowie in der Stadt Taubaté.
Mit einem Kleinbus, den wir die ganze Woche nur für uns hatten, ging es unter anderem zu Pater Paulos Familie in seiner Heimatstadt Campinas, in einen Wasserfreizeitpark und nach Aparecida, wo wir die gleichnamige Kathedrale besuchten, die nach dem Petersdom die größte Kirche der Welt ist. Auch in einen Dschungel kamen wir nochmal und konnten die Artenvielfalt Brasiliens bestaunen. Obwohl es in Brasilien jetzt im Oktober erst Frühling war, sind Sonnencreme und Caps stets unsere festen Begleiter gewesen, da das Wetter in den ersten zwei Wochen stets sehr gut war. Allerdings erlebten wir in São Paulo auch ein schlimmes Tropengewitter, was für Erfahrungen der ganz eigenen Art sorgte, inkl. zwei Tagen Stromausfall und abendlichem Pizzaessen im Schein einer Osterkerze.
Unsere letzten Tage führten uns dann noch nach Rio, wo wir in der Pfarrei der Herz-Jesu-Priester übernachteten. Bis auf den Zuckerhut, bei dem es wegen schlechten Wetters wenig Sinn gemacht hätte, ihn zu besuchen, haben wir viele Wahrzeichen Rios gesehen. Die Christo-Statue, die berühmte Copacabana und der botanische Garten waren unter anderem mit dabei.
Nachdem Pater Demetrius uns am letzten Abend zu einem BBQ auf dem Dach der Pfarrei eingeladen hatte, wurden am nächsten Tag die Sachen gepackt und es ging am 20.10. um 22 Uhr brasilianischer Zeit zurück nach Amsterdam.
Insgesamt war diese Reise für uns alle eine unglaublich schöne und wirklich unvergessliche Erfahrung und ich kann jedem empfehlen, der auf irgendeine Weise die Möglichkeit bekommt, so eine Reise mitzumachen, dies auch zu tun. Wenn man von der Warmherzigkeit und Gastfreundschaft der Menschen in einem Austausch spricht, mag das oft den Charakter einer Floskel bekommen, weil es vielen als selbstverständlich erscheint. Es ist allerdings ein eigentlich unbeschreibliches Gefühl, wenn man über 10.000 Kilometer weit reist und auf einem fremden Kontinent landet und dort wirklich direkt wie bei seiner Familie oder seinen besten Freunden begrüßt wird. So etwas erleben zu dürfen ist Gold wert und öffnet einem einfach das Herz!
Pascal Singer
(Jahrgang 13)