Prof. Dr. Peter Hofmann im “Handruper Forum”

10. Januar 2011 | Administrator | Kategorien: Handruper Forum

Wenn alles gleich gültig ist, ist alles gleichgültig – Prof. Dr. Peter Hofmann referierte in Handrup.

Zum Referenten:
Prof. Dr. Peter Hofmann, Lehrstuhl für Dogmatik und Fundamentaltheologie an der Universität Koblenz

Dass Toleranz gegenüber anderen Religionen mehr bedeutet als lediglich deren Duldung, das machte der Koblenzer Fundamentaltheologe und Dogmatiker Professor Peter Hofmann in Handrup deutlich. Im Rahmen des Handruper Forums sprach er zum Thema „Schluss mit Toleranz? – Der eine Christus und die vielen Religionen“.

Schulleiter Pater Dr. Heiner Wilmer griff in seiner Einführung auf eine These des Politikwissenschaftler Samuel Huntington zurück, demzufolge die Weltpolitik des 21. Jahrhunderts vor allem von Konflikten zwischen Angehörigen unterschiedlicher Kulturkreise bestimmt sein werde. Auch wenn Huntington seine Aussagen mittlerweile entschärft habe, stelle sich doch nach wie vor die Frage, welche Position der Einzelne angesichts einer immer bunter werdenden Mischung aus verschiedene Kulturen und Religionen einnehmen könne.

Der Fundamentaltheologe Professor Peter Hofmann (Mitte) referierte im Rahmen des Handruper Forums. Unser Foto zeigt ihn zusammen mit Schulleiter Pater Dr. Heiner Wilmer (rechts) sowie dem Organisator der Veranstaltung, Karl-Josef Bußmann.



Auf jeden Fall nicht eine solche, die alle Konzepte und Lebensentwürfe für „gleich gültig“ erkläre, betonte Professor Hofmann gleich zu Beginn seiner Ausführungen. „Wenn alles gleich gültig ist, dann ist alles auch gleichgültig und somit egal.“ Auf dem Gebiet der Religionen sei eine solche Position aber fatal, denn es gehe dabei nicht um irgendwelche Geschmäcker, sondern um existentielle Lebensfragen.

Eine klare Absage erteilte der Professor in diesem Zusammenhang dem Toleranzbegriff Lessings, werde doch in der berühmten Ringparabel aus „Nathan der Weise“ der Eindruck erweckt, als gebe es zwischen den drei großen Religionen keinen fundamentalen Unterschied. Man könne als Mensch aber gar nicht wissen, ob alle Religionen „gleichwertige Wege zum Heil“ seien. Eine solche Auffassung von Toleranz sei im Kern sogar „totalitär“, denn „wer die ganze Menschheit umarmt, läuft Gefahr den einzelnen Menschen zu übersehen.“ Das Zweite Vatikanische Konzil habe eindeutig klargestellt, dass es „keine Ablehnung dessen, was den anderen Religionen heilig ist“, geben dürfe. Das erfahre man aber nur, wenn man „dem Gegenüber auch ins Gesicht“ schaue und miteinander über religiöse Inhalte ins Gespräch komme. Gleichwohl, gab Professor Hofmann zu bedenken, werde man sich dabei damit abfinden müsse, dass es Themen gebe, bei denen man nicht zu einer Einigung kommen könne. Er verwies dabei auf die unterschiedliche Beurteilung der Person Jesu Christi im Christentum und Islam: Für Christen sei er der Sohn Gottes, für Muslime ein Prophet.



War der Vortrag am Vorabend vor allem durch seine fundamentaltheologische Ausrichtung geprägt, versuchte Professor Hofmann am Morgen im Gespräch mit dem zwölften Jahrgang des Gymnasiums das Problem der Toleranz konkreter zu fassen. „Patentrezepte kann ich Ihnen jedoch nicht an die Hand geben“, räumte er gleich zu Beginn ein. Deshalb gebe es auf viele Fragen auch nicht immer eindeutige Antworten. Er halte aber die Aussage, dass „jeder nach eigener Fasson glücklich werden sollte“ für eine „Killerphrase“. Was sei denn, wenn man sehe, dass der Mitmensch genau auf diesem Wege in sein Unglück renne? Auf die Frage, ob er denn die Suspendierung von zwei Schülerinnen, die in Vollverschleierung zum Unterricht an einer Bonner Gesamtschule erschienen seien, für gerechtfertigt halte, entgegnete Professor Hofmann, dass im persönlichen Gespräch zunächst geklärt werden müsste, warum die beiden die so genannte Burka angelegt hätten. Was aber, wenn sich dann herausstellte, dass mit der dieser Kleidung weniger eine religiöse Ausrichtung als vielmehr die Ablehnung von Werten und Normen des Umfeldes verbunden seien? Dann, so Professor Hofmann, bestehe kein Zweifel mehr, dass es „keine Toleranz gegenüber der Intoleranz geben“ dürfe.

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