Ins mittlerweile neunte Jahr geht das Austauschprogramm des Gymnasiums Leoninum mit der St. Joseph‘s Indian School im amerikanischen Chamberlain. Auch in diesem Jahr machten sich vier Schüler unter Begleitung von Herrn Milojević auf die Reise nach South Dakota, in den (wilden) Nordwesten der USA.
Nach Zwischenstopps in Dublin und Chicago erreichten wir spät abends die Stadt Sioux Falls. Erschöpft, aber zufrieden verbrachten wir die erste Nacht im Hotel und wussten nach insgesamt zwölf Stunden Flug die riesigen King Size-Betten sehr zu schätzen. Ausgeruht und gestärkt durch ein traditionell amerikanisches Frühstück, erkundeten wir am folgenden Tag die größte Stadt South Dakotas.
Am späten Nachmittag machten wir uns auf den Weg nach Chamberlain, das wir nach zweistündiger Autofahrt auf der schnurgeraden Interstate 90 erreichten. Glücklich schlossen sich amerikanische und deutsche Schüler in die Arme. Die kommenden fünf Tage verbrachten die Schüler in Wohngruppen, die sich – unter Aufsicht von sogenannten house parents – weitestgehend selbst versorgen.
Am ersten Tag in Chamberlain schloss sich unserer Gruppe eine Lehrerin an, die indianische Vorfahren hat und uns an verschiedenen Originalschauplätzen die Kultur der Native Americans nahebrachte. Sie kam ebenfalls auf die Schattenseiten des Lebens der Natives in den Siedlungen des Reservats zu sprechen wie Perspektivlosigkeit, Drogen- und Alkoholmissbrauch oder Gewalt. Ein gemeinsames Essen in einem indianischen Casino (selbstverständlich ohne Nutzung der Spielautomaten) rundete diesen sehr interessanten Tag ab.
Einige Tage nahmen unsere Schüler an der Chamberlain Highschool am regulären Unterricht teil. Insbesondere fielen natürlich die Unterschiede zum Unterricht in Deutschland auf, z.B. der Pledge of Allegiance (Treueschwur), der vor Unterrichtsbeginn gegenüber der Flagge geleistet wird. Unsere Schüler erzählten hier von sich und von ihrem Zuhause und beantworteten zahlreiche Fragen zum Leben in Deutschland.
Am Samstagmorgen machten wir uns auf den Weg in Richtung Westen nach Rapid City, wo ein ausgedehntes Programm auf uns wartete.
Unser erstes Ziel war ein sogenanntes Powwow, ein Treffen nordamerikanischer Indianer (oder auch von Indianern mit Nicht-Indianern), um gemeinsam zu tanzen, zu singen, Kontakte zu knüpfen und die indianischen Kulturen zu ehren. Tief beeindruckt machten wir uns auf den Weg zu unserer Unterkunft, einem Holzhaus im Wald, das keine Wünsche offen ließ.
Die beiden folgenden Tage standen ganz im Zeichen des Sightseeings. Auf dem Programm standen das Mount Rushmore National Memorial in den Black Hills, das aus monumentalen Porträtköpfen der vier (bis zur Zeit seiner Erstellung) als am bedeutendsten und symbolträchtigsten geltenden US-Präsidenten besteht, sowie das Crazy Horse Memorial, ein weiteres monumentales Denkmal, das einem Anführer der Lakota-Indianer gewidmet ist und derzeit in Bau ist. Wir hatten die seltene Gelegenheit, einer Sprengung und einem buffalo feed (Bisoneintopf) beizuwohnen.
Bevor es schließlich wieder in Richtung Chamberlain ging, sahen wir im Custer State Park wilde Bisons und fütterten wilde Esel. Im Badlands Nationalpark beeindruckten uns spektakuläre Oberflächenformen und Farbgebung von Böden und Gesteinen.
Unseren letzten Tag in Chamberlain verbrachten wir auf dem wunderschönen Missouri, genauer gesagt auf einem pantoon boat. Obwohl die Schüler am Steuerrad durchaus Geschick bewiesen, ließ sich ein anschließender Kleidungswechsel nicht vermeiden. Am Abend gab es ein großes farewell dinner zu Ehren der Gäste aus Deutschland, die vor Schülern und Mitarbeitern der St. Joseph’s School von ihrem Zuhause, von Handrup und ganz allgemein von Deutschland erzählten.
Der Abschied am nächsten Tag fiel allen sehr schwer. Ein kleiner Trost war jedoch, dass noch vier Tage in Chicago vor uns lagen. Am Flughafen empfing uns der Leiter des Hauses der Herz-Jesu-Priester in Chicago. Mit ihm und seinen Mitbrüdern verbrachten wir vier spannende Tage in der sogenannten Windy City am Lake Michigan. All das aufzuzählen, was wir in dieser Stadt erlebt haben, würde zu weit führen und den Erfahrungen nicht gerecht werden. Nur so viel sei gesagt, auch hier fiel uns der Abschied sehr schwer. Die schönen Erinnerungen halfen uns allerdings über die Strapazen eines langen Rückflugs hinweg.
Es war sicherlich etwas Besonders, so viele Sehenswürdigkeiten in so kurzer Zeit zu sehen. Dennoch waren es die vielen Menschen, die wir kennengelernt haben, die diese Fahrt so besonders gemacht haben. Ein großes Dankeschön an die Fachgruppe Englisch für die hervorragende Organisation der Fahrt. Es hat alles reibungslos geklappt. Ein weiteres großes Dankschön gilt unseren Begleitern in den USA. Wir hoffen, dass sich die Möglichkeit ergibt, euch alle noch einmal wiederzusehen!
(Miroslav Milojević)