Verabschiedung von Frau Annette Wessling

In der heutigen Vollversammlung des Leoninums wurde Frau Annette Wessling nach rund 30-jähriger Dienstzeit von der Schulgemeinschaft des Leoninums verabschiedet. Frau Wessling war nicht nur im Büro des Herz-Jesu-Klosters tätig, sondern in vielfacher Weise, z. B. bei den Anmeldungen oder dem Führen der Listen für das Betriebspraktikum, auch für das Gymnasium Leoninum tätig. Frau Wessling geht in den verdienten Ruhestand und wurde von Pater Ricardo für das Herz-Jesu-Kloster sowie Herrn Hanneken und Herrn Wöste für das Gymnasium Leoninum mit herzlichen Dankesworten und einem Blumenstrauß verabschiedet.

Hieronymus oder die Kunst des Übersetzens

Das Bild Niccolo Antonio Colantonios „Hieronymus im Gehäuse“ zeigt den Kirchenvater mit goldenem Heiligenschein und in Mönchskutte, wie er völlig unerschrocken einem Löwen einen Dorn aus der Tatze entfernt. Die Szene wird in der mittelalterlichen Legenda Aurea erzählt und seit dieser Zeit ist das Raubtier in der bildenden Kunst ein festes Attribut des Heiligen. Dabei war er kein weltfremder, schüchterner Mann, sondern ein glühender Verteidiger des Glaubens, der zu allen Fragen des religiösen Lebens Stellung nahm, aber auch imstande war, seine Kollegen rigoros als Ketzer zu verunglimpfen. Neben Plautus und Cicero ist er unsere wichtigste Fundgrube für lateinische Schimpfwörter! Aber die Legende formte auch ihn um. Wenn sie von seiner inneren Gelassenheit spricht, dann rühmt sie eine Charaktereigenschaft, die er wohl gern gehabt hätte, die ihm aber nicht gegeben war. Der zahme Löwe im Vordergrund bedeutet vielleicht ein Wunschbild seiner selbst, eine nie ganz erreichte Bändigung seines Temperaments.

Hieronymus wurde in der römischen Provinz Dalmatien 347 geboren. Seine vermögenden Eltern schickten den Siebenjährigen mit der Absicht nach Rom, Grammatik, Rhetorik und Philosophie zu studieren. Er ließ sich bald taufen, ging in den römischen Osten, lebte als Eremit in Syrien, lernte Griechisch und Hebräisch, wurde dort zum Priester geweiht, studierte in Konstantinopel unter Gregor von Nazianz, wurde päpstlicher Sekretär in Rom. Im Alter von 40 Jahren ließ er sich in Bethlehem nieder, gründete dort ein Kloster und starb 420.

Hieronymus war ein umfassend gebildeter Mann und gerade durch seine vielfältigen Sprachkenntnisse eine Ausnahmeerscheinung seiner Zeit, mit der heidnischen Literatur natürlich bestens vertraut. In einem Brief (ep. 22) schildert er die berühmte Traumszene, in der ihn Gott als Weltenrichter für seine Beschäftigung mit Cicero rügt.

Die Hauptleistung des Heiligen Hieronymus ist auf jeden Fall die Herausgabe der lateinischen Bibel. Das Alte Testament übersetzte er völlig neu aus den Ursprachen Hebräisch und Griechisch. Das Neue Testament ist eine Überarbeitung älterer lateinischer Ausgaben mit vergleichender Übersetzung des griechischen Originals. Der sprachliche und inhaltliche Einfluss dieser „Vulgata“ auf die europäische Kultur kann nicht überschätzt werden und seit der Zeit Karls des Großen ist sie bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil, also über 1000 Jahre für die römisch–katholische Kirche maßgebend gewesen. Hieroymus selbst verstand seine Schriftstellerei als einen Dienst am Wort und so wundert es nicht, dass ihn moderne Übersetzer zu ihrem Schutzheiligen erkoren haben. Seit 1991 feiern sie den Todestag des Kirchenlehrers, den 30. September, als den Internationalen Übersetzertag.

Zurück zum Bild: Der Betrachter sieht vor seinem geistigen Auge den Gelehrten nach der wundärztlichen Versorgung des Löwen an seinen Schreibtisch zurückkehren: Nicht allein das dort aufgeschlagene Buch, sondern die vielen umherliegenden Zettel auf dem Boden und auf Nebentischchen, mehrere Exzerpte an der Regalwand, eine Menge Lesezeichen in den ohne Ordnung übereinander gestapelten Büchern; Schachteln, Kästchen, Tintenfässchen, Stifte und eine Sanduhr zeigen das akribische Bemühen des Übersetzers. Der Maler scheint die Übersetzertätigkeit des spätantiken Kirchenvaters Hieronymus in seine eigene Gegenwart verlegt zu haben, in die Zeit der Frührenaissance. Und das erzeugt die innere Spannung, die diesem Bild eignet. Der Heiligenschein symbolisiert noch die göttliche Inspiration resp. den göttlichen Geist als Inspirationsquelle, aber um 1500 ist es philologischer Forscherdrang, der die Humanisten antrieb, allen voran Erasmus von Rotterdam, dessen griechische Ausgabe des Neuen Testaments vielleicht die Krönung seiner sprachwissenschaftlichen Leistung bedeutete. Die dargestellte Studierstube, das „Gehäuse“, gibt eine Vorstellung von jener filigranen, zeitintensiven textkritischen Arbeit, die notwendig war, Texte von jahrhundertealten Irrtümern und Abschreibfehlern zu reinigen. Den konservativen Gegnern seiner philologischen Pionierleistung wusste Erasmus zu erwidern, dass Gott durch grammatische Fehler zwar nicht beleidigt, aber doch auch wohl keine Freude daran haben werde. Für Luther war diese Ausgabe die Hauptquelle seiner bahnbrechenden deutschen Übersetzung des Neuen Testaments.

Das Übersetzen aus dem Lateinischen ist ein komplexes Unterfangen und unwillkürlich wird man an Goethes „Faust“ erinnert, wie er um die kontextbezogen sinnvolle Übertragung des griechischen Begriffs „Logos“ (im Prolog des Johannes–Evangeliums) buchstäblich ringt und sich nach „Wort“ und „Sinn“ und „Kraft“ letztlich für die „Tat“ entscheidet. Einen Vorgeschmack davon erfährt jeder Schüler, der das Leoninum besucht. Latein ist hier zweite Pflichtfremdsprache und die Erfahrung zeigt, dass bei der Erschließung des sprachlichen Sinns erhebliche Widerstände überwunden werden müssen. Die Sprache hat es in sich: Ihr Flexionsreichtum und die Freiheit der Wortstellung bedingen eine ungewohnte Variabilität der Satzmuster. Es hält sprachliche Hürden bereit, die zugleich pädagogische Vorzüge sind oder sein könnten. Im Verhältnis zu modernen europäischen Sprachen lässt das Lateinische vieles unausgedrückt; es fehlen Artikel, polysemantische Subjunktionen sind häufig; es ist wortarm und deshalb lexematisch vieldeutig; es spart durch Partizipialkonstruktionen aus, was grammatikalisch zum Beispiel durch Adverbialsätze mitgeteilt werden könnte u.s.w. Wer übersetzt, ist gefordert: Problemsensibilität, Gedankenfluss, geistige Flexibilität, analytische und synthetische Fähigkeiten, Bewertungsfähigkeit, schließlich die Fähigkeit zur Elaboration sind gefragt. Die Schüler werden natürlich an die Kunst des Übersetzens Schritt für Schritt herangeführt und ihre Übersetzungskompetenz steigt von Jahr zu Jahr, in den Kursen mit erhöhtem Anforderungsprofil bis zur Abiturprüfung, die in diesem Fach kontinuierlich sehr erfreulich ausfällt. Und darauf dürfen die Übersetzer zu Recht stolz sein!

Ach ja, die Sanduhr im Gehäuse des Hieronymus – es gibt sie noch. Ob Klassenarbeit oder Klausur, die Zeit läuft (davon). Tempus fugit.

Johannes Leifeld

Benutzte Literatur:

  • https://upload.wikimedia.org/wikipedia
  • Die Textüberlieferung der antiken Literatur und der Bibel, Hg.: H. Hunger u. a., München 1975 (dtv).
  • Rudolf Pfeiffer: Die Klassische Philologie von Petrarca bis Mommsen, München 1982.
  • Lothar Müller: Die zweite Schöpfung, in: Süddeutsche Zeitung, 30.09./01.10. 2017, S. 18.

 

 

 

Einblicke in die Welt der Literatur – Text des Monats Oktober

Gotthold Ephraim Lessing: Hamburgische  

Dramaturgie (1767)

In der Hamburgischen Dramaturgie versucht Gotthold Ephraim Lessing – seine Gedanken aus dem Briefwechsel über das Trauerspiel fortführend – das Mitleiden als erste Wirkung der Tragödie festzuschreiben. Mitleid kann nur derjenige empfinden, der sich in die handelnden Figuren einfühlt und sie als ihm ähnlich erkennt. Der Zuschauer spürt, daß auf der Bühne Stellvertreter stehen, die ein Schicksal verkörpern, welches auch ihm zustoßen kann. Lessing beruft sich auf Aristoteles, den er von seinen Vorgängern falsch verstanden sieht:

“Denn er, Aristoteles, ist es gewiß nicht, der die mit Recht getadelte Einteilung der tragischen Leidenschaften in Mitleid und Schrecken gemacht hat. Man hat ihn falsch verstanden, falsch übersetzt. Er spricht von Mitleid und Furcht, nicht von Mitleid und Schrecken; und seine Furcht ist durchaus nicht die Furcht, welche uns das bevorstehende Übel eines anderen, für diesen andern, erweckt, sondern es ist die Furcht, welche aus unserer Ähnlichkeit mit der leidenden Person für uns selbst entspringt; es ist die Furcht, daß die Unglücksfälle, die wir über diese verhängt sehen, uns selbst betreffen können; es ist die Furcht, daß wir der bemitleidete Gegenstand selbst werden können. Mit anderen Worten: Diese Furcht ist das auf uns selbst bezogene Mitleid. […]

Es beruhet aber alles auf dem Begriffe, den sich Aristoteles von dem Mitleiden gemacht hat. Er glaubte nämlich, daß das Übel, welches der Gegenstand unsers Mitleidens werden solle, notwendig von der Beschaffenheit sein müsse, daß wir es auch für uns selbst, oder für eines von den Unsrigen, zu befürchten hätten. Wo diese Furcht nicht sei, könne auch kein Mitleiden statt finden. Denn weder der, den das Unglück so tief herabgedrückt habe, daß er weiter nichts für sich zu fürchten sähe, noch der, welcher sich so vollkommen glücklich glaube, daß er gar nicht begreife, woher ihm ein Unglück zustoßen könne, weder der Verzweifelnde noch der Übermütige pflege mit andern Mitleid zu haben. Er erkläret daher auch das Fürchterliche und das Mitleidswürdige, eines durch das andere. Alles das, sagt er, ist uns fürchterlich, was, wenn es einem begegnen sollte, unser Mitleid erwecken würde: und alles das finden wir mitleidswürdig, was wir fürchten würden, wenn es uns selbst bevorstünde. Nicht genug also, daß der Unglückliche, mit dem wir Mitleiden haben sollen, sein Unglück nicht verdiene, ob er es sich schon durch irgend eine Schwachheit zugezogen: seine gequälte Unschuld, oder vielmehr seine zu hart heimgesuchte Schuld sei für uns verloren, sei nicht vermögend, unser Mitleid zu erregen, wenn wir keine Möglichkeit sähen, daß uns sein Leiden auch treffen könne. Diese Möglichkeit finde ich alsdenn, und könne zu einer großen Wahrscheinlichkeit erwachsen, wenn ihn der Dichter nicht schlimmer mache, als wir gemeiniglich zu sein pflegen, wenn er ihn vollkommen so denken und handeln lasse, als wir in seinen Umständen würden gedacht und gehandelt haben, oder wenigstens glauben, daß wir hätten denken und handeln müssen; kurz, wenn er ihn mit uns von gleichem Schrot und Korne schildere. Aus dieser Gleichheit entstehe die Furcht, daß unser Schicksal gar leicht dem seinigen eben ähnlich werden könne, als wir ihm zu sein uns selbst fühlen: und diese Furcht sei es, welche das Mitleid gleichsam zur Reife bringe.

So dachte Aristoteles von dem Mitleiden, und nur hieraus wird die wahre Ursache begreiflich, warum er in der Erklärung der Tragödie, nächst dem Mitleiden, nur die einzige Furcht nannte. Nicht als ob diese Furcht eine besondere, von dem Mitleiden unabhängige Leidenschaft sei, welche bald mit bald ohne dem Mitleid, so wie das Mitleid bald mit bald ohne ihr, erregt werden könne; welches die Mißdeutung des Corneille war; sondern weil, nach seiner Erklärung des Mitleids, dieses die Furcht notwendig einschließt; weil nichts unser Mitleid erregt, als was zugleich unsere Furcht erwecken kann. […]

Sobald die Tragödie aus ist, höret unser Mitleid auf, und nichts bleibt von allen den empfundenen Regungen in uns zurück, als die wahrscheinliche Furcht, die uns das bemitleidete Übel für uns selbst schöpfen lassen.” (S. 411-414 und S. 422)

Quelle

  • Gotthold Ephraim Lessing: Hamburgische Dramaturgie [1767], Leipzig 1972.(Heinz Koops)

Besinnungstage in Wiedenbrück

Eigentlich wollte der Chronist an dieser Stelle über die Besinnungstage einer Gruppe des 11. Jahrgangs in Wiedenbrück berichten. Doch jetzt glaubt der Chronist, dass ein Bericht gegenüber jedem, der nicht selber dabei war, höchst unvollkommen bleiben muss. Deshalb an dieser Stelle lediglich ein herzliches Dankeschön an unseren Gastgeber Br. Marcio OFM vom Franziskus-Haus Wiedenbrück, an unseren kreativen, nachdenklichen, Geschichten erzählenden, pantomimischen Referenten Andreas Luckey, der uns dem “Wirklich Wirklich Wichtigen” näher brachte, und an eine engagierte, ehrliche und sehr mutige Schülergruppe. “Best Besinnungstage ever!”

Planspiel Börse – das Leoninum ist dabei!

Auch in diesem Jahr – bei der 35. Auflage des Planspiels Börse – sind wieder einige Handruper Schülergruppen angetreten, um den Jackpot an der Börse zu knacken. Vom 27. September bis zum 13. Dezember können sich die Teilnehmer aus 175 Wertpapieren ihre Depots zusammenstellen und Börsenwissen durch Learning by doing erwerben. Auf spielerische und spannende Weise wird hier Wirtschaftswissen vermittelt. Dabei ist das “Spielgeld” nur virtuell, aber die Preise, die man gewinnen kann, sehr real.

Das Leoninum hat gewählt

Am Freitag, dem 22. September, um 11.30 Uhr hatte das Wahllokal des Gymnasiums Leoninum seine Türen geschlossen und unverzüglich begann im Lehrerzimmer die Auszählung der über 500 abgegebenen Stimmzettel:

Demnach hat bei den Erststimmen der CDU-Kandidat Albert Stegemann den „Handruper Wahlkreis“ mit deutlichem Vorsprung gewonnen. Auf den weiteren Plätzen folgen (in dieser Reihenfolge) die Kandidaten von SPD, GRÜNE, FDP, Die PARTEI, DIE LINKE und AfD.

Auch bei den Zweitstimmen gab es einen deutlichen Sieg der CDU. Allerdings folgen auf dem zweiten Platz diesmal die GRÜNEN vor der SPD und der FDP. Alle weiteren Parteien haben den Sprung über die 5%-Hürde deutlich verpasst; es folgt Die PARTEI vor der Tierschutzpartei. Abgeschlagen sind die AfD, DIE LINKE, die PIRATEN, die NPD, die V-Partei und die FREIEN WÄHLER.

Die genauen Stimmen- und Prozentzahlen sollen zunächst in der Oktober-Vollversammlung verkündet werden; dabei erfolgt auch der Vergleich mit dem “echten” Wahlkreis 31 “Mittelems”.

Vollversammlung

Die Bäume auf dem Schulhof kündigen einen goldenen Oktober und farbenprächtigen Herbst an. In der Vollversammlung am 22. September wurden die Veranstaltungen der kommenden Woche angekündigt: Während die Jahrgänge 5, 7, 8 und 9 in Handrup ihre Projekttage zu verschiedenen Themen absolvieren, begeben sich die 6. Klassen auf ihre Klassenfahrten, der Jahrgang 11 hat seine Besinnungstage an verschiedenen Orten und der 12. Jahrgang unternimmt Studienfahrten. Am Freitag starten alle zusammen – in die Herbstferien!

Juniorwahl 2017: Demokratie lebt vom Mitmachen

Morgen, am letzten Tag vor der Bundestagswahl, besteht auch die letzte Gelegenheit für die Schülerinnen und Schüler, um bei der Juniorwahl 2017 am Gymnasium Leoninum ihre Stimme abzugeben. Doch schon jetzt zeichnet sich eine erfreulich hohe Wahlbeteiligung ab.

Wie läuft’s, Juniorwahl?

Gut! Da der 10. Jahrgang ab Montag im Betriebspraktikum ist, konnten alle 10. Klassen bereits am Freitag wählen. Doch auch einige Schülerinnen und Schüler anderer Jahrgänge schauten mal vorbei und nutzten gleich die Gelegenheit für ihre Juniorwahl. So zeichnet sich bereits am ersten Wahltag eine erfreulich hohe Wahlbeteiligung ab. “Wahl-Beobachter” Herr Pfordt ist sehr zufrieden: “Die Schülerinnen und Schüler sind sehr interessiert und nehmen die Sache ernst. Schön ist auch, dass alles gut geklappt hat. Da wir zum ersten Mal an der bundesweiten Juniorwahl teilnehmen, konnten wir das nicht gut abschätzen. Doch es bildeten sich keine langen Schlangen und dank der freiwilligen Schüler-Wahlhelfer, die die Wahlberechtigung überprüfen und die Wahlzettel ausgeben, ist alles gut organisiert.”

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