Vor fünf Jahren begann der Aufstand der Bevölkerungen gegen autoritäre Herrscher des Nahen Ostens. Mittlerweile ist über die Hälfte der Bevölkerung auf der Flucht. Hunderttausende haben ihr Leben gelassen, sind verhaftet oder entführt worden. Der so genannte „Islamische Staat“ beherrscht und terrorisiert Menschen dort auf einer Fläche etwa so groß wie Großbritannien. Durch die Terroranschläge von Paris erscheint der Konflikt nun auch unmittelbar vor unserer Haustür und Europa reagiert darauf u.a. mit militärischen Mitteln. Die Krise im Irak und in Syrien ist auch die Krise der EU, und die erscheint angesichts der steigenden Zahl der Flüchtlinge ratlos vor der Herausforderung zu stehen, den ankommenden Flüchtlingen menschenwürdig zu begegnen. – Soweit ein Teil des europäischen Blickes.
Der arabische Blick der letzten Tage sieht so aus: In Kairo wird die Besiegelung einer gemeinsamen arabischen Eingreiftruppe gegen den „Islamischen Staat“ in letzter Minute abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben. Im Irak protestieren Zehntausende auf den Straßen, entnervt von quälenden Stromausfällen, der verrotteten Infrastruktur und der hemmungslosen Korruption ihrer politischen Klasse. Im Libanon ist es nicht der Strom, sondern der stinkende Müll, der die Menschen zu einem Generalaufstand gegen Dauerversagen und Selbstbedienungsmentalität der Herrschenden treibt. Saudi Arabien und die Emirate bomben derweil den Jemen, das Armenhaus der arabischen Welt, in Grund und Boden. Die Türkei bombt ebenfalls, trifft aber im Wesentlichen kurdische Kräfte, und damit die militärischen Bodenkräfte, die sich bisher gegen den IS behauptet haben.
Es braucht keine übersinnlichen Fähigkeiten, um zu erkennen, dass das Gesicht des Orients bald nicht mehr wiederzuerkennen sein wird. Das polyglotte Menschheitserbe mit seinem religiösen und ethnischen Reichtum, seiner babylonischem Sprachenvielfalt und seiner jahrtausende alten Multikultur geht zugrunde.
Diese Zusammenballung unterschiedlichster Konflikte erscheint uns verwirrend, macht Angst und für die westlichen Gesellschaften stellt sich die Frage, wie es hier und dort weitergeht. Sicher ist es aufgrund der sich quasi täglich verändernden Situation nicht möglich, auf alle Fragen eine allzeitig richtige Antwort zu geben.
Dennoch sind wir sehr erfreut und stolz darauf, dass es uns gelungen ist, Frau Dr. Bente Scheller, Büroleiterin des Middle East Office der Heinrich-Böll-Stiftung in Beirut, für das 31. Handruper Forum zu gewinnen. Frau Dr. Scheller wird als unmittelbar in der Nah-Ost-Region lebende Zeitzeugin versuchen, die tatsächliche Situation zu beschreiben, Antworten auf drängende Fragen zu geben und auch schonungslos gemachte Fehler und unbequeme Perspektiven aufzuzeigen.
Frau Dr. Bente Scheller spricht am Dienstag, dem 12. Januar 2016, um 20°° Uhr, zu dem Thema
„Die Flüchtlingskrise und die Zukunft des Nahen Ostens“
Sehr herzlich laden wir Sie zu diesem Abend mit einer hochaktuellen und sicher für die Zukunft bedeutsamen Thematik ein. Wir halten dieses Forum für eine gute Möglichkeit, unser aller ansonsten nur durch die Medien geprägtes Bild durch die Informationen einer Zeitzeugin zu erweitern.
Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie sich bereits heute den Termin vormerken könnten und wir Sie am Dienstag, dem 12. Januar 2016, in Handrup begrüßen dürften.