Allerheiligen

Am Freitag, dem 1. November, fanden in der Handruper Klosterkirche Allerheiligen-Gottesdienste für die Schulgemeinschaft des Leoninums statt. Im Rahmen einer Aktion entzündeten die Schülerinnen und Schüler Teelichter, die sie auf den Stufen zum Altarraum abstellten.

Weihnachtspäckchen-Aktion für Rumänien

Bereits zum 17. Mal hat das Gymnasium Leoninum eine Weihnachtsaktion für bedürftige Menschen in der Region rund um Satu Mare in Rumänien gestartet. Die Hiltruper Missionsschwester Hanni Rolfes schreibt: „Den von der Caritas betreuten Kindern, Familien und alten Menschen zeigen unsere Weihnachtspakete, gefüllt mit Lebensmitteln oder Schulmaterialien, und Spenden in Form von Kleidung, Textilien etc., dass man auch an sie denkt. Unsere Weihnachtspakete geben vielen Familien erst die Möglichkeit, Weihnachten in einem festlichen Rahmen zu feiern.“ Noch bis Freitag, den 15. November, können die Spendenpakete beim Schulbüro abgegeben werden.

Jugend trainiert für Olympia – Herren

Am gestrigen Mittwoch fand der Fußballentscheid in allen Wettkampfklassen im Bereich Jugend trainiert für Olympia der Herren in Spelle statt. Unsere Jungen waren mit Herzblut und viel Engagement bei ihren Vorrundenspielen dabei. Bei den ältesten Jungen erreichte unsere Vertretung sogar als Gruppensieger das Endspiel, das nach langem Hin und Her, schließlich im Elfmeterschießen gegen die Gesamtschule Emsland gewonnen werden konnte. Von unserer Schulgemeinschaft verdient das eine besondere Anerkennung und Lob. Die Wettkampfklasse II qualifiziert sich damit für die nächste Runde … wir drücken weiterhin die Daumen.

Jugend trainiert für Olympia – Damen

Am letzten Freitag fand in Lingen – im Bereich Emsland Süd – das Fußballturnier Jugend trainiert für Olympia statt. Spielerisch versiert und mit viel Elan gewannen unsere drei Mannschaften aus Handrup leider immer nur den 2. Platz in ihren Altersgruppen. Begleitet wurde unsere sportliche Schulvertretung von Herrn Deguara, Herrn Lammers und Herrn Menzel-Volkmann.

Handruper Schüler erfolgreich bei der IDO Hip-Hop-Weltmeisterschaft

In der vergangenen Woche fand in Bremerhaven die IDO Weltmeisterschaft im Hip-Hop-Tanzen statt. Hierbei traten über 3.300 Tänzer aus 35 Nationen an, die um insgesamt 57 Weltmeistertitel in den einzelnen Kategorien tanzten.

Unsere Handruper Schülerinnen Eve Papenbrock (JG 12) und Julia Rensen (Abi 2019) nahmen hierbei in zwei Kategorien für die Tanzschule YourDance aus Emsdetten teil.

In der Kategorie Adult-Formation konnten Sie mit ihrer Mannschaft „ It‘s Yourdance Youngstars“ einen erfolgreichen 14. Platz ertanzen.

Mit der Gruppe „Yourdance Generation“ konnten sie sich sogar in der Kategorie Productions den Weltmeistertitel sichern.
(Hiltrud Papenbrock)

Unterrichtsmaterial zum Thema Aberglauben

Das Material wurde von Schülern im Rahmen des Erasmus+-Projekts „Migration in Europa“ zur Geschichte der Russlanddeutschen erarbeitet.

Der Aberglauben der Russlanddeutschen

Polina, 24, aus der Nähe von Köln

Den russisch-europäischen Konflikt kenne ich vom Küchentisch. Meine Eltern sind Putin-Fans, ich kann ihn nicht leiden. Vor einiger Zeit saßen wir am Esstisch, wo wir oft stundenlang zusammenkommen und reden, als es in den russischen Nachrichten um Alexej Nawalny ging, den russischen Oppositionspolitiker. Er war mit Säure angegriffen worden, aber der Kreml untersuchte das nicht. Das regte mich auf. Meine Mutter sagte: Putin hat recht. Warum sollte der Kreml Angriffe auf Oppositionelle untersuchen?

Das war so ein Moment, in dem ich gemerkt habe, dass wir nicht auf einen Nenner kommen werden, egal wie lange wir diskutieren und argumentieren – weil die andere Seite keine Kritik zulässt. Seitdem habe ich das Thema ruhen lassen, weil ich mich nicht mit meinen Eltern über Politik streiten will. Dadurch, dass sie russisches Staatsfernsehen konsumieren und ich gar nicht, haben wir einfach konträre Ansichten über Russlands Politik.

Die Familie meiner Mutter kommt von der Krim, und meine Großeltern leben noch dort. Mein Opa stammt von den Krimtataren ab, die damals von Stalin enteignet wurden. 2013 haben viele Tataren vor der Machtübernahme Russlands vor dem Parlament demonstriert, heute bilden sie auf der Krim die Opposition. Aber mein Opa ist absoluter Putin-Fan. Er sagt, die Krim habe Putin viel zu verdanken. Und seit der Ukraine-Krise sind auch meine Eltern noch größere Putin-Befürworter – und ich versuche, das Ganze von beiden Seiten zu betrachten, aber es fällt mir schwer.

Meinen Freunden gegenüber würde ich mich als Russlanddeutsche oder als russische Deutsche bezeichnen, denn sie wissen natürlich, dass ich einen russischen Hintergrund habe und häufig dort bin. Bei Fremden stelle ich mich meist als Deutsche vor. Das Problem ist, dass meine Familiengeschichte immer mit viel Erklärerei verbunden ist. Meine Mutter ist Ukrainerin mit russischen und ukrainischen Wurzeln, mein Vater wurde in Sibirien als Sohn eines Wolgadeutschen und einer Russin geboren, und ich kam dann in Kirgistan zur Welt. 1995 sind wir nach Deutschland immigriert. Auf diese Geschichte folgt dann immer eine Salve Fragen: „Wo liegt denn Kirgistan? Und wie seid ihr da hingekommen? Aber du siehst doch gar nicht kirgisisch aus!“ Meine Eltern haben mir sehr viel von der russischen Kultur mitgegeben. Meinem deutschen Freund und auch meinen Freunden fällt es manchmal schwer, einige unserer Bräuche und Aberglauben nachzuvollziehen. Bevor eine Reise angetreten werden kann, muss sich die ganze Familie zum Beispiel noch mal ein paar Sekunden schweigend im Wohnzimmer hinsetzen. Man darf auf keinen Fall im Haus pfeifen, sonst läuft das Geld weg. Wenn wir von schlechten Dingen sprechen, müssen wir dreimal über die Schulter spucken und auf Holz klopfen, um das Unglück abzuwenden. Und zum Frauentag müssen den Frauen natürlich Blumen mitgebracht werden – auch wenn viele Deutsche diesen Feiertag, so wie wir ihn feiern, nicht ernst nehmen und sagen, hier müsse man den Frauen keine Blumen schenken.

S.: https://www.zeit.de/campus/2018-05/russlanddeutsche-junge-menschen-identitaet-deutsch-russische-beziehungen

Aufgaben:

1.) Arbeite die Probleme von Polina aus der Textvorlage heraus.

2.) Sind euch weitere Aberglauben aus eurer Kultur bekannt? Sammelt sie und sucht nach weiteren aus eurem Land im Internet.

3.) Nehmt Stellung zum Thema Aberglauben, glaubt ihr selber an manche oder findet ihr      sie absurd?

Die Auswirkungen von Glasnost und Perestroika auf die Russlanddeutschen

Im Rahmen des Erasmus+-Projekts im Rahmen des Seminarfachs „Migration in Europa“ veröffentliche Materialien.

Definitionen:

Glasnost

Glasnost bedeutet Offenheit. Gemeint war damit eine Offenheit der Staatsführung gegenüber der Bevölkerung. Glasnost sorgte für Pressefreiheit und ein Ende der Zensur. Die Zeitungen durften erstmals wieder unzensiert ihre Berichte veröffentlichen. Glasnost bedeutet auch Rede- und Meinungsfreiheit für das Volk, für alle. Erstmals erfuhr die Öffentlichkeit von der wahren, katastrophalen wirtschaftlichen Lage des Landes. Inhaftierte Regimekritiker wurden freigelassen. Die Unterdrückung der Kirchen wurde beendet, Demonstrationen wurden erlaubt.

Perestroika

Perestroika bedeutet übersetzt Umbau oder Umgestaltung. Das gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche System wurde umgebaut. Die Sowjetunion sollte ein demokratischer Staat werden. Sie sollte aus ihren festgefahrenen Strukturen gelöst werden, um so schließlich auch die Wirtschaft des Landes wieder nach vorne zu bringen. Als erstes wurde die Planwirtschaft gelockert, indem Betrieben mehr Mitbestimmung eingeräumt wurde. Im Januar 1987 wurde ein umfassendes Perestroika-Programm verkündet.

Perestroika, Glasnost und die Russlanddeutschen

Perestroika und Glasnost, die mit der Wahl Michail Gorbatschows zum Generalsekretär der KPdSU und Ministerpräsidenten der UdSSR 1985 eingeleitete Politik, brachten den Russlanddeutschen positive Veränderungen.
Für seine Bestrebungen, das gesellschaftliche Leben in der UdSSR zu demokratisieren und die Wirtschaftskraft zu erhöhen, suchte er Akzeptanz und Unterstützung der eigenen Bevölkerung und der westlichen Welt.
Den Russlanddeutschen wurden Zugeständnisse gemacht. Im Zuge innenpolitischer Veränderungen konnten nun auch bisherige Tabuthemen aus der Geschichte der Russlanddeutschen wie Deportation, Arbeitslager oder Autonomiebewegung öffentlich diskutiert werden.
Russlanddeutschen entfalteten rege Aktivitäten in allen Bereichen des kulturellen Lebens, wobei sie die Probleme des Schulwesens (Mangel an Lehrbüchern und Arbeitsmaterialien, ausgebildeten Lehrkräften für den Deutschunterricht) aber nicht überwinden konnten.
Die Entspannungspolitik Gorbatschows machte schließlich die Übersiedlung vieler Russlanddeutscher in die BRD erst möglich.
1986 wurden die Ausreisebestimmungen liberalisiert und ein ganzes Paket von Maßnahmen für die Russlanddeutschen 1986 beschlossen.
Einige Vertreter der Russlanddeutschen griffen die Autonomiebestrebungen wieder auf, wobei sie die frühere Wolgarepublik vor Augen hatten. Auch dieses Thema konnte nun öffentlich diskutiert werden.
Im Zuge der dabei in Gang gekommenen Diskussion wurde im März 1989 die Gesellschaft „Wiedergeburt“ gegründet.
Das Scheitern der Perestroika und der Zerfall der UdSSR Ende 1991 bedeuteten auch das Scheitern der Autonomiebewegung. Lediglich zwei deutsche Landkreise (Rayons) wurden gebildet: Halbstadt und Asowo. Diese Entwicklung ließ die Zahl der Aussiedler erneut in die Höhe schnellen.

S.: http://www.russlanddeutschegeschichte.de/geschichte/teil4/glasnost.htm

Abtrittsrede Gorbatschows

„Auf dem Weg demokratischer Umgestaltungen wurde ein Durchbruch erzielt. Freie Wahlen, Pressefreiheit, Religionsfreiheit, demokratische Institutionen und Mehrparteiensystem wurden Wirklichkeit. Menschenrechte wurden als das oberste Prinzip anerkannt. Die Bewegung zu einer Wirtschaft mit verschiedenen Eigentumsformen und deren Verbreitung setzten ein. Das Wettrüsten und die wahnwitzige Militarisierung unseres Landes, die unsere Wirtschaft, das gesellschaftliche Bewusstsein und die Moral verunstaltet hatten, wurden zum Stehen gebracht.“ 

S.: https://www.deutschlandfunk.de/wir-brauchen-eben-eine-umgestaltung.724.de.html?dram:article_id=100446

Aufgabe 1: Fassen Sie die wesentlichen Aussagen des Textes zusammen.

Aufgabe 2: Arbeiten Sie die Folgen für die Russlanddeutschen heraus.

Aufgabe 3: Nehmen Sie Stellung zur geschichtlichen Bedeutung des Umbruches in der         Sowjetunion für die Russlanddeutschen.

Deportationen unter Stalin

Das folgende Unterrichtsmaterial wurde von Schülern im Rahmen des Erasmus+-Projekts „Migration in Europa“ erstellt.

Die Erinnerungen der Russlanddeutschen an die Deportation im Jahre 1941

M1: Die Deportation unter Stalin

Am 28.August 1941 begann die Deportation der Russlanddeutschen unter  Stalin. Für viele von ihnen war dies ein monatelanger, kaum erträglicher Weg ins Ungewisse. Die Menschen wurden aus ihren Siedlungsgebieten nach Zentralasien und weiter in Richtung Osten, vor allem nach Sibirien und Kasachstan, deportiert. Die meisten vertriebenen Russlanddeutschen kamen aus dem Wolgagebiet, andere aus dem Kaukasus, der Ukraine, den baltischen Staaten, sowie aus anderen, kleineren deutschen Siedlungsgebieten.

Ihnen wurde Kollaboration mit Deutschland vorgeworfen und sie wurden als „Staatsfeinde“, „Spione“ und „Saboteure“ bezeichnet. Auf einmal waren sie wieder die „Deutschen“, „die Faschisten“.

Die Deportation lief in den einzelnen Siedlungsgebieten unterschiedlich ab. Einige Menschen bekamen etwas Zeit, um ihre wichtigsten, materiellen Dinge einzupacken und mitzunehmen. Bei anderen Russlanddeutschenn wurde das verboten und alles verlief „Hals über Kopf“. In den wesentlichen Aspekten unterschied sich dennoch nichts. Alle Russlanddeutschen mussten ihre hart erarbeitete Existenz, ihre Heimat, ihr Leben  zurücklassen. Nicht nur psychisch war die Deportation eine Belastung, sondern auch körperlich. Die Menschen wurden in völlig überfüllte Viehwagons, auf unmenschlichste Weise verbannt. Viele Menschen starben bereits auf diesem Leidensweg an Hunger, Kälte und Krankheit. Die Gefühlslage der Menschen während der Deportation und bei ihrer Ankunft in den neuen Deportationsgebieten lässt sich wohl äußerst schwer in Worte fassen, aber was die Verzweiflung und Verwirrung der Menschen verstärkt hat, war, dass ihnen erzählt wurde, sie müssten ihre Heimat nur für wenige Wochen verlassen und würden dann wiederkommen.

Während der, bis zu mehreren Monaten dauernden, unmenschlichen Deportation, wurde den Menschen klar, dass sie angelogen und zusätzlich hintergangen wurden.

Ihre Existenz und „Heimat“ würden sie wahrscheinlich nicht in ein paar Wochen wiedersehen, sondern nie. Dadurch wurde der Neubeginn der Russlanddeutschen drastisch noch mehr erschwert und bei ihrer Ankunft, wussten die meisten nicht, wo sie sind, wieso sie dort sind und wie es weitergehen sollte.

M2:Erlebnisse von Elsa H.

Im Jahre 1941 sind auch die Eltern von Elsa H. deportiert worden. Sie kamen aus der Ukraine und  wurden von dort aus bis nach Pawlodar (Nordkasachstan) gebracht. Die Reise war lang und beschwerlich, denn es sind viele aufgrund von Hunger und Kälte gestorben, darunter auch ein Angehöriger ihrer Familie. Sie konnten diesen Angehörigen nicht beerdigen oder begraben, weshalb sie ihn auf dem Weg „irgendwo“ zurücklassen mussten. Manchmal hielt der Zug für sechs oder sogar bis zu 12 Stunden an. In dieser Zeit versuchte man irgendetwas zum Essen zu finden, jedoch ging es dann auch immer schlagartig weiter und man musste aufpassen, dass man rechtzeitig wieder in den Wagons war.

Als sie in Pawlodar angekommen waren, war es minus 40 Grad kalt und sie hatten keine warmen Klamotten bei sich, da es in der Ukraine warm war und sie nicht damit gerechnet hatten, in so eine kalte Gegend zu kommen. Von Pawlodar sind sie mit offenen LKW´s weitergebracht worden in ein Haus, wo sie zunächst warten mussten. In diesem Haus waren zwei Öfen, die mit Pflanzen beheizt wurden. Das Kind ihrer Schwiegermutter ist in diesem Haus an einer Lungenentzündung gestorben. Diese Frau musste auch in die Trudarmee und dort Männerarbeit verrichten. Es spielte keine Rolle, wie kalt es war oder ob sie krank war, sie musste jeden Tag durch den tiefen Schnee zur Arbeit kommen. Am Anfang musste sie im Wald arbeiten, wo sie einmal fast ums Leben gekommen sei. Später musste sie eine gefährliche Arbeit verrichten, bei der sie Sprengstoff in Steine legte, um sie zu sprengen.  Um sich vor der Kälte zu schützen, haben sie die Haut von toten Tiere, vor allem von Kälbern, abgezogen und mit Stroh befüllt.  In diese Haut haben sie Löcher geschnitten, um sie dann mit Bändern zuzuziehen. Diese „Schuhe“ haben sie sich dann angezogen, um nicht zu erfrieren. Sie wohnten bei den Einheimischen im Winter in Erdhütten und im Sommer in Zelten. Sie kann sich daran erinnern, dass es einmal so stürmisch war und so viel Schnee lag, dass man nur noch die Schornsteine der Erdhütten sehen konnte. An einem Tag war ihr Haus so zugeschneit, dass sie nicht rauskonnten.

Da haben sie das kleine Fenster, ganz oben im Dach aufbekommen und den kleinen, 3-jährigen Jungen der Famillie durch das Fenster nach draußen klettern lassen. Es war dunkel und der Junge hatte Angst, aber er hat es dann geschafft, so viel Schnee von der Tür wegzuschippen, dass die Familie rausgehen konnte.

M3: Quelle.https://languagesofttheworld.info/wp-content/uploads/2014/10/Deportations_from_the_Soviet_Union.jpg

Aufgabenstellungen:

Aufgabe 1:  Geben Sie die Hauptaussagen des Materials 1 mit eigenen Worten wieder.

Aufgabe 2:  Erläutern Sie den Verlauf der Deportation unter Einbezug von Material 1 und Material 3.

Aufgabe 3: Überprüfen Sie, inwiefern Elsa H. Opfer der stalinistischen Deportation geworden  ist und finden Sie ein begründetes Werturteil zu ihren Erfahrungen.

Materialien zur Hungersnot in Russland in den 30er Jahren

Das folgende Material wurde im Rahmen des Erasmus+Projekts von Schülern des entsprechenden Seminarfachs erarbeitet.

Die Hungerkatastrophe in Russland 1932/33

M1: Hunger in der Sowjetunion

In den Jahren 1932/33 ereignete sich in der Sowjetunion eine der größten humanitären Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Sechs bis sieben Millionen Menschen wurden Opfer einer Hungersnot, über die damals nur wenig nach außen drang. Und auch heute ist sie außerhalb der Ukraine kaum im öffentlichen Bewusstsein vorhanden. Die Hungersnot war die Folge der Zerstörung der Landwirtschaft und des Dorfes durch die erzwungene Kollektivierung. Sie war zugleich die Bestrafung der bäuerlichen Bevölkerung für den Widerstand gegen die Kollektivierung der Landwirtschaft. Sie war ein Schlag gegen den ukrainischen Nationalismus. Sie sollte ein für allemal die bolschewistische Macht in den Dörfern etablieren, die bislang nur oberflächlich revolutioniert worden waren. Die Hungersnot war nicht zwangsläufig. Sie war nicht die Folge von Missernten oder Wetterkatastrophen. Sie wurde von der Stalinführung sehenden Auges in Kauf genommen und verschärft. Hilfsmaßnahmen für die hungernden Menschen auf den Dörfern wurden nicht nur nicht ergriffen, sie wurden verhindert und verboten. Statt die bäuerliche Bevölkerung mit einem Minimum an Nahrungsmitteln zu versorgen, wurden im Hungerwinter 1933 1,7 Millionen Tonnen Getreide exportiert. Das sollte gegenüber dem Ausland der Beweis dafür sein, dass es in der Sowjetunion keinen Hunger gab und dass die Gerüchte darüber nichts als antisowjetische Propaganda wären. Gehungert wurde 1932/33 in vielen Regionen der Sowjetunion. Aber nicht überall starben die Menschen hungers und nirgendwo in der Sowjetunion waren so viele Todesopfer zu beklagen wie in der Ukraine. Von den insgesamt sechs bis sieben Millionen Todesopfern starben 3 bis 3,5 Millionen Menschen in der Ukraine, etwa 1,7 Millionen in Kasachstan, weitere Hunderttausende im Nordkaukasus, an der Wolga und in Westsibirien. Während in der Ukraine und in der Russischen Föderation hauptsächlich die ländliche Bevölkerung in den Getreideanbaugebieten verhungerte, hatte das Hungersterben in Kasachstan andere Gründe. Die Enteignung und zwangsweise Ansiedlung der Nomaden in den Steppen Kasachstans brachte hier zuerst dem Vieh und dann den Menschen den Tod.

Quelle: http://www.bpb.de/internationales/europa/ukraine/174179/analyse-80-jahre-holodomor-die-grosse-hungersnot-in-der-ukraine?p=all

M3: Völkermord — eine Definition

Völkermord wird auch als Genozid bezeichnet und stammt vom griechischen Wort für Herkunft, Abstammung (génos) und dem lateinischen Wort für morden, metzeln (caedere) ab. Die Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes enthält eine Definition von Völkermord.

Nach Artikel II versteht man darunter, die an einer nationalen, ethnischen, rassischen oder religiösen Gruppe begangenen Handlungen:

  1. Tötung von Mitgliedern der Gruppe;
  2. Verursachung von schwerem körperlichem oder seelischem Schaden an Mitgliedern der Gruppe;
  3. vorsätzliche Auferlegung von Lebensbedingungen für die Gruppe, die geeignet sind, ihre körperliche Zerstörung ganz oder teilweise herbeizuführen;
  4. Verhängung von Maßnahmen, die auf die Geburtenverhinderung innerhalb der Gruppe gerichtet sind;
  5. gewaltsame Überführung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe.

Diese Handlungen müssen in der Absicht begangen werden, die Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören.

Es macht sich also schon jemand des Völkermordes schuldig, der lediglich beabsichtigt, also den Vorsatz hat, eine Menschengruppe zu vernichten. Ist eine der Taten von Artikel II a bis e der Konvention tatsächlich durchgeführt worden in Vernichtungsabsicht, dann ist es unerheblich, ob oder wie viele Mitglieder der Gruppe wirklich vernichtet worden sind. Letztendlich braucht man für die Strafbarkeit das “Ziel” nicht erreicht zu haben.

Quelle: https://www.voelkermordkonvention.de/voelkermord-eine-definition-9158/

M4: Erfahrungsbericht eines Zeitzeugen

„Als meine ganze Familie […] begann anzuschwellen, brachte ich meine Tante und ihre zwei Kinder zu meinem Vater. Während des gesamten Weges sah ich Menschen, die sich die Straße zum Getreidespeicher entlangschleppten. Dabei lasen sie aus dem Staub Körner auf, die nur sie selbst erkennen konnten. Einige unter ihnen brachen zusammen und starben auf der Stelle. Sie wurden auf die Seite geschafft und niemand beachtete sie mehr. Ist es ein Wunder, dass meine Haare begannen zu ergrauen, als ich vierzehn Jahre alt war?“, so erinnert sich der Ukrainer Iwan Alexijenko an das Jahr 1933, als die Hungersnot in der Sowjetunion ihren Höhepunkt erreichte.

Quelle: https://www.dekoder.org/de/gnose/hungersnot-holodomor-sowjetunion-kollektivierung

Aufgaben:

  1. Fassen Sie die wesentlichen Aussagen des Textes (M1) zusammen. Beziehen Sie auch das Bild (M2) mit ein.
  2. Erläutern Sie ausgehend von M3 und unter Berücksichtigung des Zeitzeugenberichts (M4), inwiefern die Hungerkatastrophe von 1932/33 als Genozid bezeichnet werden kann.
  3. Vergleichen Sie die Hungerkatastrophe von 1932/33 mit der von 1921/22 hinsichtlich ihrer Ursachen und ihres Ausmaßes.
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